Alte Baumart für Zukunftswälder - Waldwissen

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Alte Baumart für Zukunftswälder
Grünes Blattwerk der Elsbeere
Blätter der Elsbeere. Foto:  Kenraiz, Wikimedia Commons, CC0 1.0
(30.4.2023) Förster Florian Bitter vom Regionalforstamt Hochstift pflanzte zum Tag des Baumes am 25. April 2023 den letzten seiner Elsbeeren- Setzlinge in seinem Forstrevier zwischen Altenbeken und Neuenbeken.

Ohne ihn würde es diese kleine und viele weiteren Elsbeeren gar nicht geben. Denn deren 200 Jahre alter Mutterbaum in Nörde (Kreis Höxter) verlor 2018 bei einem Sturm die halbe Krone, samt Früchten. „Mein alter Chef hing sehr an der alten Else ins Nörde. Gemeinsam haben wir die Früchte gesammelt und unseren Saatgutexperten in Arnsberg übergeben“, erinnert sich Förster Bitter.

Die Nachzucht der Elsbeere ist gar nicht so einfach. Jetzt fast vier Jahre später, konnte Bitter 260 Elsbeeren-Setzlinge von den Experten für Forstvermehrungsgut in Empfang nehmen. Diese wurden in verschiedenen Forstrevieren des Regionalforstamtes gepflanzt. Alle bis auf eine. „Ich freue mich riesig, dass die Nachzucht so gut geklappt hat. Mittlerweile hänge ich richtig an den Bäumchen“, so Bitter. „Hauptsache, das Wetter spielt mit und wir bekommen nicht wieder ein Dürrejahr“, hofft Bitter.

Denn Elsbeeren gelten zwar als äußert trockenheitstolerant, doch bis die kleinen Bäume genug tiefe Wurzeln ausgebildet haben, brauchen sie regelmäßig Regen. Haben sie einmal Fuß gefasst, sind Elsbeeren äußerst robust und Sorgen gerade in Zeiten des Klimawandels für Stabilität im Wald. Denn bei den aktuellen Jahrhundert-Aufforstungen fehlen bereits einige wichtige heimische Baumarten die durch neueingeschleppte Krankheiten verloren gingen. Die Ulmen sind fast verschwunden. Die Eschen sterben seit Jahren im rasendem Tempo an einer Pilzinfektion und fehlen jetzt für moderne Aufforstungskonzepte.

Während auf der Suche nach klimastabilen Baumarten auch auf zahlreiche ausländische Baumarten gesetzt wird, will Florian Bitter auch die Elsbeeren im Kampf gegen den Klimawandel wieder stärker verbreiten.

„Die Elsbeere wächst langsam und ist in unseren Wäldern kaum vertreten“, bedauert Bitter. „Deswegen gibt es auch kaum heimisches Saatgut“. Wer heute Elsbeeren kauft, weiß oft nicht, wo diese herkommen. Doch die Herkunft spielt eine wichtige Rolle. Bäume passen sich an Ihre Umgebung an und geben diese Informationen an Ihre Nachkommen weiter. Umso wichtiger sind die Setzlinge der Nörder Elsbeere. Wenn die es schaffen, sich im Alter selber fortzupflanzen, wäre der einmalig genetische Schatz gesichert!

Neben der Bedeutung für den Wald, gilt das Holz der Elsbeere auch heute noch als sehr wertvoll und bildet im Vergleich zu anderen europäischen Baumarten extrem hartes Holz und kann bis zu 300 Jahre alt werden.

Doch bis dahin ist es für den 65 Zentimeter großen Baum noch ein weiter und beschwerlicher weg. „Für mich begann das Projekt Nörder Elsbeere mit dem Sturm Friederike und endet heute, mit der Pflanzung des letzten Bäumchens. Für mich nach den Jahren der Waldschäden ist das eine hoffnungsvolle Perspektive für unseren Wald“. Für Ihn ist klar: diese Elsbeere wird er durchbringen, zur Not mit der Gieskanne!
(Wald und Holz NRW)

Über ...

... Florian Bitter, 34 Jahre, Förster im Regionalforstamt Hochstift. Ist für den landeseigenen Wald rund um Bad Lippspringe / Altenbeken zuständig. Dort koordiniert er Baumpflanzungen, Holzernte, Jagd, Umweltbildungs- und Naturschutzmaßnahmen.

... Saatgutexperten, Wald und Holz NRW betreibt am Standort Arnsberg das Zentrum für Wald und Forstwirtschaft. Teil es Teams sind Saatgutexperten, die sich um die Sicherung des Saatgutes unserer Waldbäume kümmern. Sie suchen passende Wälder und Bäume aus, die beerntet werden können, sichern das Saatgut nach der Ernte, sorgen für eine professionelle Lagerung und ziehen ab und zu auch kleine Bäume an.

... Nörder Elsbeere, 200 Jahre alte, freistehende, ortsbildprägender Baum in Warburg, Kreis Höxter. Ältester und stärkster Elsbeerbaum nördlich des süddeutschen Verbreitungsschwerpunktes. Bekannt und beliebt bei Botanikern und Baumfreunden.

... Regionalforstamt Hochstift, Teil der Landesforstverwaltung und zuständig für die Kreise Paderborn und Höxter. Mit rund 130 Mitarbeitenden zuständig für die Bewirtschaftung der landeseignen Wälder, für die Unterstützung des Kleinprivatwaldes, den Betrieb von zwei Umweltbildungseinrichtungen (Waldinfozentrum Hammerhof und Jugendwaldheim Ringelstein)

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