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Eichenprozessionsspinner Frühwarnsystem online - Schadorganismen

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Eichenprozessionsspinner: Frühwarnsystem jetzt online
Larven des Eichenprozessionsspinners an einem Eichenzweig. Die Brennhaare der Raupen können bei Menschen und Tieren heftige Atemwegssymptome bis zum allergischen Schock auslösen.
Larven des Eichenprozessionsspinners an einem Eichenzweig. Die Brennhaare der Raupen können bei Menschen und Tieren heftige Atemwegssymptome bis zum allergischen Schock auslösen. Foto: FNR/ Paula Halbig
(6.4.2025) Zur tagesaktuellen Abschätzung und Prognose der Gefahren durch den Eichenprozessionsspinner (EPS, Thaumetopoea processionea L.) sowohl für die Eichenvitalität als auch für die Gesundheit von Mensch und Tier steht das Frühwarnsystem PHENTHAUproc ab sofort bundesweit zur Verfügung. Die kostenfreie, öffentlich zugängliche Web-Applikation liefert flächendeckend Informationen zum Eichenaustrieb und zur EPS-Entwicklung und unterstützt so das Monitoring für die Gefahrenabschätzung und die Planung von regulierenden Gegenmaßnahmen.

Das von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA ↗) sowie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU ↗) gemeinsam entwickelte und vom Deutschen Wetterdienst (DWD ↗) gehostete Online-Frühwarnsystem PHENTHAUproc – Phänologiemodellierung von Thaumetopoea processionea berechnet modellhaft anhand temperaturbasierter Verfahren tagesaktuell und mit einer Prognose bis sieben Tage im Voraus die phänologische Entwicklung des Eichenprozessionsspinners (EPS) und seiner Wirtsbaumart, der Stieleiche (Quercus robur L.). Die Grundlagen für diese App wurden im Vorhaben ModEPSKlim geschaffen.

Das digitale Informationssystem dient der praktischen Anwendung sowohl im Pflanzenschutz als auch im Gesundheitsschutz für Mensch und Tier. Es besteht aus mehreren Phänologiemodellen für die verschiedenen Entwicklungsstadien des EPS und den Eichenaustrieb. Verfügbar ist eine Gefährdungskarte für ganz Deutschland in einer räumlichen Auflösung von 1x1 km-Pixel mit tagesaktuellen Phänologiedaten und Prognosen anhand der Mess- und Vorhersagedaten des DWD. Zusätzlich sind für jedes Pixel Detailinformationen abrufbar.
Nach wiederholtem Kahlfraß durch EPS-Raupen und anschließendem sekundärem Schädlingsbefall besteht die Gefahr des Absterbens der Eichen. Foto: FNR/ Paula Halbig
Nach wiederholtem Kahlfraß durch EPS-Raupen und anschließendem sekundärem Schädlingsbefall besteht die Gefahr des Absterbens der Eichen. Foto: FNR/ Paula Halbig
Die Modellierung der Larven- und Puppenentwicklung dient im Jahresverlauf zur Abschätzung von potenziellem Kahlfraß durch die Raupen und der steigenden Gesundheitsgefährdung durch die Brennhaare (Setae) der Larven. Neben Anleitungen zum fachgerechten Monitoring des Eichenprozessionsspinners gibt das Online-Tool der Praxis in Abhängigkeit von der phänologischen Entwicklung des EPS und des Wirtsbaums Anhaltspunkte, wann zeitlich treffend präventive oder mechanische Regulierungsmaßnahmen sinnvoll einsetzbar sind.
Screenshot einer interaktiven Karte zur phänologischen Entwicklung des Eichenprozessionsspinners. Die Anwendung gibt die Möglichkeit, ein Gebiet oder die Koordinaten eines Standortes einzugeben (Produktbeispiel). Foto: Deutscher Wetterdienst, Abteilung Agrarmeteorologie
Screenshot einer interaktiven Karte zur phänologischen Entwicklung des Eichenprozessionsspinners. Die Anwendung gibt die Möglichkeit, ein Gebiet oder die Koordinaten eines Standortes einzugeben (Produktbeispiel). Foto: Deutscher Wetterdienst, Abteilung Agrarmeteorologie
Das kostenfreie Tool richtet sich an die Praxis in der Forstwirtschaft und Baumpflege, an Waldbesitzende, Behörden, Unternehmen, Freizeiteinrichtungen sowie an die allgemeine Öffentlichkeit. Die Modelle tragen zur Verbesserung des Risikomanagements im Umgang mit dem EPS bei und sind grundsätzlich auch über Deutschland hinaus für das gesamte Verbreitungsgebiet des EPS in Mitteleuropa anwendbar.

Die Entwicklung des Frühwarnsystems PHENTHAUproc bis zur Praxisreife basiert maßgeblich auf Ergebnissen des 2020 abgeschlossenen Forschungsvorhabens ModEPSKlim (Modellgestützte Gefährdungsabschätzung des Eichenprozessionsspinners im Klimawandel). Aus dem Projekt war unter anderem eine Demoversion des Online-Tools hervorgegangen.

Hintergrund:

Das Auftreten des Eichenprozessionsspinners in Mitteleuropa nimmt seit Anfang der 1990er Jahre stark zu. Infolge der Klimaänderung gilt der EPS im Wald sowie auf mit Eichen bewachsenen Grünflächen im ländlichen und urbanen Raum als Dauerschädling mit wechselnder Populationsdichte.

Infolge von Massenvermehrungen des EPS mit wiederholtem Kahlfraß durch die Raupen und anschließendem Befall der dadurch geschwächten Bäume mit Schadorganismen wie Prachtkäfer oder Hallimasch besteht die Gefahr, dass Eichen absterben.

Die Brennhaare der Larven des EPS bergen ernsthafte gesundheitliche Gefahren für Mensch und Tier. Sie können heftige Haut- und Atemwegsreizungen bis zum allergischen Schock verursachen.

Das Forschungsvorhaben ModEPSKlim wurde von 2016 bis 2020 aus dem Waldklimafonds gemeinsam von den Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert. Die Ergebnisse flossen in die Entwicklung des Frühwarnsystems PHENTHAUproc ein. Der Waldklimafonds wurde 2024 eingestellt.

Ein Teil der Daten für die Modellierung wurde 2014 bis 2015 im Rahmen des Projekts „Klimawandel und neue gesundheitliche Risiken: Aufklärung des gesundheitlichen Gefährdungspotentials des Eichenprozessionsspinners: Expositions- und Wirkungsabschätzung“ (Förderkennzeichen 371262203) gewonnen; gefördert vom BMUV über das Umweltbundesamt (UBA).
(Martina Plothe, FNR)

Publikation
Halbig, P., Stelzer, A. S., Baier, P., Pennerstorfer, J., Delb, H., & Schopf, A. (2024). PHENTHAUproc–An early warning and decision support system for hazard assessment and control of oak processionary moth (Thaumetopoea processionea). Forest Ecology and Management, 552, 121525. ↗

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