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Überschwemmungen wie halten Gartenpflanzen das aus - Baum und Natur

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Überschwemmungen, wie halten Gartenpflanzen das aus?
Hochstamm-Obstbäume auf einer überfluteten Streuobstwiese
Bei einer Überschwemmung ist für Pflanzen wie bei Staunässe Sauerstoffmangel an den Wurzeln das Hauptproblem. Foto: Holger Schué auf Pixabay
(23.1.2024) Überschwemmungen bergen große Gefahren für Mensch und Tier. Aber wie sieht es mit Gartenpflanzen aus? Was ertragen sie und was verursacht Schäden oder sogar den Pflanzentod?

Bei einer Überschwemmung ist für Pflanzen wie bei Staunässe Sauerstoffmangel an den Wurzeln das Hauptproblem. Denn während die Blätter Kohlendioxid zu Zucker und anderen Kohlenhydraten umwandeln und dabei Sauerstoff abgeben, gewinnen die Wurzeln die für ihren Stoffwechsel nötige Energie aus den Kohlenhydraten, die sie über ihre Leitungsbahnen von den Blättern erhalten. Dabei geben sie Kohlendioxid ab und brauchen dafür ausreichend Sauerstoff. Die geringen Mengen in der Luft und im Boden reichen ihnen dafür, aber wenn die Bodenluft durch Wasser verdrängt wird, können die Wurzeln unter Sauerstoffmangel leiden und absterben. Außerdem können dann durch Fäulnisprozesse im Boden giftige Gase wie Methan und Schwefelwasserstoff entstehen, die die Wurzeln zusätzlich schädigen.

Temperaturabhängig

Allerdings ist die Wurzelatmung von der Aktivität der Pflanze abhängig und diese wiederum von der Jahreszeit und der herrschenden Temperatur. Im Winter ist bei Kälte die Aktivität der Pflanzen sehr gering, sodass die Wurzeln nur wenig Sauerstoff verbrauchen und daher lange einen Sauerstoffmangel überstehen. Je nach Pflanzengattung können das viele Wochen oder sogar einige Monate sein. Im Sommer während der Hauptwachstumszeit ist der Sauerstoffverbrauch viel höher, dann können die Wurzeln schon nach mehreren Tagen oder wenigen Wochen unter so starkem Sauerstoffmangel leiden, dass die Pflanzen absterben. Eine Überschwemmung im Winter ertragen die Pflanzen also erheblich länger als im Sommer.

Krankheitserreger

Ein zusätzliches Problem zum Sauerstoffmangel können Krankheitserreger bilden, deren Verbreitungsorgane sich im Wasser wohlfühlen und besonders stark übertragen werden. Das trifft beispielsweise für Wurzel- und Stammschäden durch Erreger der Gattung Phytophthora zu wie Wurzelhalsfäule an Scheinzypressen oder Kragenfäule an Apfelbäumen. Diese Erreger können nur einen begrenzten Wirtspflanzenkreis befallen, außer den genannten Scheinzypressen und Apfelbäumen beispielsweise auch Birnbäume, Alpenrosen, Eiben und Himbeeren. Sie sind recht wärmebedürftig und können bei Überschwemmungen im Sommer schon nach einigen Stunden oder wenigen Tagen erhebliche Schäden verursachen, während die Gefahr im Winter deutlich geringer ist.

Gegen Kragenfäule (Phytophthora cactorum) sind Apfelbäume auf bestimmten, schwach wachsenden Veredlungsunterlagen wie MM 106 und M26 besonders empfindlich.
Apfelbaumsterben verursacht durch Phytophthora cactorum. Foto: Hrabetova, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Dunkel verfärbtes Holz zeigt die Wurzelhalsfäule
Wurzelhalsfäule (Phytophthora cinnamomi) wird durch Staunässe gefördert. Hier Phytophthora cinnamomi an Sand-Kiefer ↗ (Pinus clausa). Foto: Edward L. Barnard, Florida Department of Agriculture and Consumer Services, Bugwood.org, CC BY 3.0 US Deed
Pflanzen unterschiedlich empfindlich

Staunässe oder Überflutungen können von Wachstumsdepressionen über Laubverfärbungen, Laubfall, Zweigsterben, Stammschäden, Welken und schließlich dem Absterben der Pflanzen sehr unterschiedliche Schadsymptome verursachen. Die Anfälligkeit der Pflanzen in unseren Gärten für Schäden durch Staunässe und Überflutung ist allerdings verschieden: Sehr gut kommen Sumpfzypresse (Taxodium), Urweltmammutbaum (Metasequoia), Weiden (Salix) und Erlen (Alnus) damit aus. Nicht ganz so widerstandsfähig, aber weniger empfindlich als viele andere Gehölze, sind Sumpf-Eiche (Quercus palustris), Lebensbaum (Thuja), Amberbaum (Liquidambar), Eschen-Ahorn (Acer negundo), Flatterulme (Ulmus laevis), Buchsbaum (Buxus), Ölweide (Elaeagnus), Gartenheidelbeere (Vaccinium corymbosum), Tatarischer Hartriegel (Cornus alba), Sumpf-Mädesüß (Filipendula ulmaria), Minzen (Mentha spp.), Pfennigkraut (Lysimachia nummularia) und Blut-Weiderich (Lythrum salicaria).

Rhododendronstrauch neben einem Baum
Alpenrosen (Rhododendron) sind besonders empfindlich gegen Staunässe. Foto: Dust in the Wind auf Pixabay

Gegenmaßnahmen

Was kann man bei Überschwemmungen tun, um die Pflanzen zu retten? In erster Linie sollte das Wasser abgeleitet und für ein möglichst schnelles Abtrocknen des Bodens gesorgt werden. Am wichtigsten ist aber, vor der Pflanzung schon die Nässegefahr zu beachten: Wenn möglich, sollten die vorgesehenen Flächen drainiert und vorhandene Verdichtungen gelockert werden. Falls bekannt ist, dass die Gefahr von Überschwemmungen oder Staunässe besteht, sollte auf besonders nässeempfindliche Gehölze wie Scheinzypressen, Eiben, Alpenrosen, Himbeeren und Obstbäume verzichtet und stattdessen zumindest einigermaßen widerstandsfähige Gattungen gepflanzt werden.

Umkippen bei Überflutung

Eine weitere Gefahr für Bäume ist, dass der Boden bei Staunässe oder Überflutung mit der Zeit weich wird, an Struktur verliert und damit die Gefahr steigt, dass große Pflanzen ihren Halt verlieren und bei Sturm umkippen. Auf nasse Flächen sollten daher außer Erlen, Sumpfzypressen und Mammutbäumen keine hochwachsenden Gehölze gepflanzt werden, wenn im Siedlungsbereich Schäden durch das Umkippen von Bäumen drohen. Weidenbäume ertragen zwar Nässe gut, sind aber wegen ihres weichen Holzes grundsätzlich bruchgefährdet, sodass sie für Siedlungsbereiche nicht sehr empfehlenswert sind.
(kes mit Material von IVA-Magazin / iva.de)
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