Hamburg ist “European City of the Trees 2025“

Foto: Reinhard Thrainer auf Pixabay
(17.7.2025) Die Freie und Hansestadt Hamburg erhielt am 4.Juli.2025 den Europäischen Stadtbaumpreis ↗ (European City of the Trees [ECOT] Award). Der Preis wurde im Rahmen der EAC-Jahreshauptversammlung in Bonn mit zahlreichen Baumexperten aus Europa und den USA sowie Gästen vom European Arboricultural Council (EAC) ↗ verliehen.
Das EAC würdigt mit diesem Preis das herausragende Engagement der Stadt für ihr urbanes Ökosystem durch intensive Forschung und innovative Maßnahmen für eine verbesserte Anpassungsfähigkeit an sich wandelnde Klimabedingungen. Darüber hinaus wird das Hamburger Baummanagement für ihre zahlreiche technische und organisatorische Errungenschaften ausgezeichnet, die inzwischen bundesweit Anerkennung finden und vielerorts angewendet werden.
Jan Goevert, Vorsitzender der ECOT-Arbeitsgruppe im EAC, zeigte sich am meisten beeindruckt von Hamburgs langjährigem Baumschutzmanagement auf Baustellen. Der Erhalt und Schutz von Baumstandorten aus Baustellen wurden erst jüngst in einem neuen Fachbericht manifestiert. Das Baummanagement der Stadt Hamburg leistete diesbezüglich bereits seit Jahren Pionierarbeit und entwickelte ein Verfahren, mit dessen Hilfe Eingriffe in den Wurzelraum von Bäumen systematisch erfasst und protokolliert werden.
„Hier reiht sich Hamburg uneingeschränkt in die Riege der jüngsten ECOT-Preisträger seit immerhin 2007 ein“, erklärte Goevert, „Hamburgs allumspannendes Engagement für seine Bäume kann auch anderen europäischen Städten als nachahmenswertes Beispiel dienen.“
Wettbewerb in Deutschland
Der Wettbewerb um die Auszeichnung in Deutschland wurde im vergangenen Jahr durch die ständige Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) ↗ ausgerufen. Insgesamt haben sich 8 Städte um den Preis beworben (Augsburg, Bonn, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hannover, Hamburg, Leipzig und Mannheim). Die Städte Bonn, Hamburg und Leipzig wurden schließlich in einem Finale durch die Jury besonders inspiziert. Ein eigens dafür eingerichteter Arbeitskreis aus Baumexperten aus den Niederlanden, England, der Slowakei, Spanien und Deutschland sichten und stellen die Präsentationen der Fachwelt vor. In der entscheidenden Abstimmung entwickelte sich zunächst ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen den Städten Leipzig und Hamburg bei dem Hamburg am Ende das Rennen für sich entscheiden konnte.
Finalrunde: Bonn, Hamburg, Leipzig
Die Stadt Bonn überzeugte durch ein konsequentes Baummanagement nach den aktuellen Regeln der Technik. Die Bundesstadt und Heimat der richtliniengebenden Forschungsgesellschaft für Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau, (FLL) ↗ pflegt 125.000 Bäume in ihren Grünanalagen, und Parks sowie entlang von Straßen. Gemäß des im Jahr 2023 ins Leben gerufene Stadtbaumkonzept werden Bäume systematisch an neuen Baumstandorten etabliert.

Bonn-Mitte, Kirschblüte in der Breiten Straße. Foto: EAC

Bonn-Alt-Godesberg, Besichtigung des Stadtparkes. Foto: EAC

Bonn, neue Baumstandorte in der Endenicher Allee. Foto: EAC
In Leipzig sind die Weichen für die angestrebte Klimaneutralität bis 2030 gestellt. Das dazugehörige Straßenbaumkonzept Leipzig 2030 erläutert die wichtigsten Handlungsfelder Straßenbäume, neue Baumstandorte und geeignete Baumartenauswahl ausführlich. Fun fact: Leipzig hat bereits seit 1982 mit ihrer Baumschutzsatzung den zentralistischen Baumschutz in der DDR überschrieben und schützt jeden Baum in Siedlungsgebieten ab einem Stammdurchmesser von 10 cm.

Leipzig, Blick von Rathausturm, signifikante Altbaumstandorte entlang des Roßplatzes. Foto: EAC

Leipzig-Gohlis, Versuchsfläche Baumrigole in der Kasseler Straße. Foto: EAC

Leipzig, Markus Drappatz, Sachgebietsleiter Stadtbäume, erläutert dem EAC-Vorsitzenden Michal Zelenak das Leipziger Stadtbaumkonzept. Foto: EAC
„Wir sind im ständigen Dialog mit unseren Bäumen“...
...so begrüßte Torsten Melzer, Referent für das Stadtbaummanagement in Hamburg im April dieses Jahres die EAC-Jury. Allein die Zahlen der 1,86 Mio. Einwohner zählenden Metropole beeindrucken, obwohl Hamburg „nur“ die drittgrößte Stadt unter den bislang 18 ECOT-Preisträgern ist.
Ca. 600.000 Park- und 230.000 Straßenbäume werden in sieben Stadtbezirken verwaltet. Im Jahr 2023 feierte das Hamburger Baumkataster als zentrales Steuerungsinstrument im Stadtbaummanagement sein 25-jähriges Jubiläum. Die Straßenbäume können inzwischen online eingesehen werden.
Darüber hinaus beruht die Entscheidung, die Stadt Hamburg als Europäische Stadt der Bäume auszuzeichnen auf den drei Innovations-Säulen, die die Baumpflege auf bundesweiter Ebene in den vergangenen Jahren beeinflusst hat.
Baumschutz auf Baustellen, Baumpfleger und Baufirmen arbeiten Hand in Hand
Die Wurzelbehandlung der Hamburger Stadtbäume wurde von der Hansestadt vor einigen Jahren in der Hamburger Baumschutzverordnung und in konkreten Arbeitshinweisen zu ihrer praktischen Umsetzung geregelt. Diese ordnen an, dass jede Tiefbaumaßnahme in der Nähe von Bäumen durch einen qualifizierten Baumpfleger begleitet werden muss. Die beauftragte Firma hat ihre Maßnahme beim jeweiligen Bezirksamt anzumelden, den zuständigen Baumkontrolleur in Kenntnis zu setzen und für die baumpflegerische Baubegleitung zu sorgen. Verstößt die Firma gegen diese Auflagen, stellt dies laut Hamburger Baumschutzverordnung eine Ordnungswidrigkeit dar.
Die Ergebnisse der baumschutzfachlichen Baubegleitung werden bereits seit dem Jahr 2011 in einem Wurzelprotokoll dokumentiert. Entsprechende Vordrucke können kostenlos auf der BUKEA--Homepage ↗(Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft) heruntergeladen werden. Im April dieses Jahres wurde die Baumschutzfachliche Baubegleitung in einem bundesweit aufgelegten FLL-Fachbericht veröffentlicht.

Hamburg, Blick vom Bunker, Bäume im Großstadtdschungel. Foto: EAC
Monitoring von Baumkrankheiten im Klimawandel
Knapp die Hälfte der Hamburger Straßenbäume ist über 40 Jahre alt und besitzt das Potenzial, zunehmende Probleme mit Baumkrankheiten, Baumschädlingen, Schadstoffen und den sich abzeichnenden Folgen des Klimawandels zu bewältigen. Der Schutz dieses bereits etablierten Baumbestands ist deshalb ein zentraler Aspekt nachhaltiger Stadtentwicklung. Welche Strategien können entwickelt werden, damit die Bäume mit den neuen Anforderungen zu Recht kommen? Diesen und weiteren Fragen widmet sich das Monitoring Programm „Stadtbäume im Klimawandel (SiK): Monitoring und Anpassung“ ↗. Hamburgs Stadtbäume tragen wesentlich dazu bei, dass die Hansestadt als grüne Metropole am Wasser wahrgenommen wird. Stadtbäume haben ohnehin erschwerte Lebensbedingungen. Verdichtete Böden, versiegelte Flächen oder auch Wurzelverletzungen durch Arbeiten an Leitungen machen ihnen zu schaffen. Zunehmende sommerliche Hitze- und Trockenperioden und Stürme stellen die Stadtbäume vor neue Herausforderungen.
Mit dem Projekt SiK wurde ein integrierendes Konzept zur Anpassung des Hamburger Baumbestandes an den Klimawandel entwickelt. Zunächst wurde die Verwundbarkeit der Bäume durch Klimaveränderungen langfristig beobachtet und dokumentiert. Anschließend wurden Maßnahmen und Instrumente entwickelt, um den Baumbestand in Zeiten des Klimawandels zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Hamburg, BUKEA-Eingangshalle, Veranschaulichung der Baumstandorte im Modell. Foto: EAC

Hamburg, Rosskastanien Monitoring an der Rothenbaumchaussee. Foto: EAC
Altbaummanagement
Wie der Jenischpark besitzen viele Hamburger Grünanlagen einen stolzen Bestand an alten Bäumen. Hierzu zählen etwa der Hirschpark in Hamburgs noblem Westen oder der Hammer Park in Hamburg-Mitte. Diese Parks sind oft aus privaten Gärten und Gütern des 18. und 19. Jahrhunderts entstanden.
So entstammen die 200 Jahre alten Eichen, Buchen und Linden des Hammer Parks einem historischen englischen Garten, den die Familien Sieveking und de Chapeaurouge im 19. Jahrhundert auf dem „Hammer Hof“ anlegten. Die Ursprünge des Jenischparks gehen zurück auf die Ländereien Caspar Voghts: Er hatte dort Ende des 18. Jahrhunderts ganze Schiffsladungen voller ausländischer Bäume anpflanzen lassen – unter anderem den mit 200 Jahren wohl ältesten Ginkgo-Baum Norddeutschlands. Die Wurzeln der 500 Jahre alte Stieleiche im Jenischpark aber gehen noch weiter zurück. Sie ist eine Überlebende der hier im 16. Jahrhundert betriebenen Waldwirtschaft.
Trotz der ganz besonderen Herausforderungen in Hamburg ist es immerhin 15.000 Bäume gelungen über 100 Jahre alt zu werden. Es war für einen Hamburger Baum nicht einfach, ganze Jahrhunderte zu überstehen. Gerade Eichen waren in der Vergangenheit als Baumaterial enorm gefragt: sei es für Uferbefestigungen, Duckdalben und Molen im Hafen oder für Pfahlbauten in dem sumpfigen Untergrund der Altstadt. Unzählige Bäume wurden über die Jahrhunderte zu Brennholz verarbeitet und auch Kriege und Naturkatstrophen forderten Tribut.
Der Europäische Stadtbaumpreis/European City of the Trees (ECOT)
Das EAC vergibt seit 2007 den ECOT-Award. Preisträger waren u.a. schon Valencia, Malmö, Prag, Amsterdam, Tallin, Wien und Antwerpen. Eine international besetzte Jury mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Mitgliedsländern des EAC bewertet und besichtigt die Vorschläge, die aus dem jeweiligen Gastland der jährlichen Mitgliederversammlung des EAC kommen. Nach Frankfurt am Main (2014) ist Hamburg die zweite „Baumstadt“ in Deutschland. Aktuelle Preistägerin ist die kroatische Barockstadt Varazdin. Am Freitag, 04.07. hat der Vorsitzende des kroatischen Baumpflegefachverbandes, Goran Huljenic, den Staffelstab an die Hamburger Staatsrätin Dr. Sabine von Berg übergeben. Der Festakt fand im Rathaus der Stadt Bonn während der Eröffnung der jährlichen Hauptversammlung des EAC statt.
(Quelle: EAC)