Wasser effizient und verantwortungsvoll nutzen
Symbolfoto: kes
(26.8.2024) In der Klimakrise ist Wasser eine wertvolle Ressource, die es mit Bedacht einzusetzen gilt. Gleichzeitig brauchen Bäume in der Stadt ausreichend davon, um vital zu bleiben. Dieter Fuchs und Désirée Nakath vom Bonner Amt für Umwelt und Stadtgrün zeigen auf, wie wichtig es ist, vor allem jungen Stadtbäumen bei Trockenheit zu helfen, aber auch, wo dem Bewässern Grenzen gesetzt sind. Perspektive bietet der Einbau von Feuchtesensoren im Sinne einer intelligenten Bewässerungstechnik.
Nach den extrem trockenen Jahren seit 2018 haben sich die Böden auch in Bonn inzwischen wieder erholt. Die rund 125.000 Bäume in Grünanlagen, an Straßen und auf Friedhöfen in der Stadt profitieren von den gespeicherten Wasservorräten. Bei Jungbäumen, deren Wurzeln noch nicht so tief reichen, muss die Stadt allerdings in der Wachstumsphase mit Wässern nachhelfen.
Jungbäume werden durch gezieltes Wässern zur Selbstversorgung erzogen
„Dabei lautet unser Motto immer ‚so viel wie nötig, so wenig wie möglich‘“, erklärt Dieter Fuchs, Leiter des Geschäftsbereichs Stadtgrün. „Eine optimale Bewässerung verfolgt die Strategie, die Wurzeln möglichst effizient in tiefere und feuchtere Bodenschichten zu leiten, und den Jungbaum zu ertüchtigen, sich eigenständig mit Wasser zu versorgen, um sich dadurch am Standort zu akklimatisieren. Dabei helfen ein geeigneter Bodenaufbau und entsprechendes Pflanzsubstrat“, so der Baumexperte.
Die Wurzeln älterer Bäume reichen tief in den Erdboden und versorgen den Baum mit den dort gespeicherten Wasserreserven. Zur Verdeutlichung: Das Wurzelsystem entspricht ungefähr dem Durchmesser der Baumkrone. Gießwasser erreicht kaum diese tieferen Schichten, in denen die Wurzeln es aufnehmen könnten. Ältere Bäume sollten daher nicht gegossen werden.
Die ersten vier Jahre nach der Pflanzung im Stadtgebiet werden Jungbäume durch das beauftragte Gartenbauunternehmen im Rahmen der Gewährleistung gewässert. Bei Bedarf wässert die Stadt je nach Standort und Witterung dann noch maximal bis zum zehnten Standjahr. Spätestens dann sollen die Bäume in der Lage sein, sich selbst mit ausreichend Wasser zu versorgen.
Durchschnittlich braucht ein Jungbaum wöchentlich rund 100 Liter Wasser, um ausreichend gedeihen zu können. Theoretisch hochgerechnet wären für einen gesunden Großbaum alle 14 Tage etwa 20.000 Liter Wasser notwendig. Dies verdeutlicht, dass die Wässerung eines Großbaumes fast unmöglich ist.
In den Monaten März bis Juni haben Bäume den größten Wasserbedarf. Trockenperioden danach verkraften sie besser, da dann auch die Zeit des Hauptwachstums vorüber ist.
Désirée Nakath vom Bonner Amt für Umwelt und Stadtgrün prüft am Tablet die aktuelle Saugspannung im Boden des Baumbeetes. Eine Gartenbaufirma wässert die Jungbäume im Neubaugebiet Geislar-West im Auftrag der Stadt. Foto: Giacomo Zucca/Bundesstadt Bonn
Pilotprojekt zur intelligenten Bewässerungstechnik
Um die wertvolle Ressource Wasser möglichst verantwortungsvoll und effizient einzusetzen, testet das Amt für Umwelt und Stadtgrün derzeit den Einbau von Feuchtesensoren beim Pflanzen von Jungbäumen. In der Straße „Auf der Rötschen“ im Neubaugebiet Bonn-Geislar wurden im Frühjahr 2023 an insgesamt neun Standorten Sensoren installiert. Pro Jungbaum messen vier Sensoren in drei unterschiedlichen Tiefen im Ballen (30, 60 und 90 Zentimeter) den Feuchtigkeitsgehalt im Boden und senden entsprechende Daten an das Amt für Umwelt und Stadtgrün.
„Der Baum fordert quasi Wasser über unsere PCs an“, sagt Désirée Nakath. „Bewässerungsgänge müssen nicht mehr pauschal durchgeführt werden, sondern können nachhaltig, weil bedarfsangepasst mit gut organisiertem Personaleinsatz, angefordert werden. Zum einen werden die Gehölze durch ein ausgewogenes Verhältnis von Förderung und Forderung an Trockenperioden gewöhnt, aber gleichzeitig vor Vitalitätsverlust und Vertrocknung individuell und standortspezifisch geschützt.“
Die Sensoren werden alle 360 Minuten von den Funksendern ausgelesen und in Echtzeit über das LoRaWAN-Netz ↗ (Long Range Wide Area Network) an ein Web-Modul zur Aufbereitung, Visualisierung und Interpretation weitergeleitet. Empirische Daten mehrerer Sendestationen ermöglichen es, wissenschaftliche Aussagen zu einer optimalen Bewässerung innerhalb einer bestimmten Gegebenheit zu treffen. Das bedeutet: Die Bodenfeuchtedaten von repräsentativen Messpunkten können auf eine beliebige Anzahl von Bäumen unter gleichen Bedingungen übertragen werden – zum Beispiel: sonnige, halbschattige oder schattige Standorte. Es müssen also nicht bei jeder Baumpflanzung Bewässerungssensoren eingebaut werden.
Die Datenübertragung ist dank der LoRaWan-Technologie besonders energiesparend. Der Aufbau der entsprechenden Infrastruktur ist Bestandteil der Strategie Digitale Stadt Bonn ↗. Ein weiteres Anwendungsbeispiel ist der Winterdienst: In der vergangenen Saison testete Bonnorange (Abfallwirtschaft & Straßenreinigung Bonn) den Einsatz von LoRaWan-Sensoren, um die Temperatur und Luftfeuchtigkeit an neuralgischen Stellen von Radwegen zu beobachten.
Parallel zur Wassersensorik testet das Amt für Umwelt und Stadtgrün im Neubaugebiet in Geislar verschiedene Baumsubstrate unter anderem auf ihre Wasserhaltefähigkeit. Aus dem Pilotprojekt kann die Stadt auf eine zunehmend große Bandbreite an Daten zurückgreifen. In Zukunft sollen an weiteren Standorten Sensoren eingebaut und die Datenauswertung intensiviert werden. Perspektivisch könnte die Bewässerung der Bäume also mit dieser Technik und dadurch gut organisierbarem und kalkulierbarem Personaleinsatz kosten- und ressourcensparender gestaltet werden.
(Quelle: Bundesstadt Bonn ↗)
(Quelle: Bundesstadt Bonn ↗)