Stadtgrün 2021

Symbolfoto: Pixabay / Pixabay Lizenz
(14.1.2020) Eigentlich sind Geburtstage ja ein Grund zum Feiern; besonders dann, wenn es sich um runde Jubeltage handelt. Doch der Anlass für den 10.
Geburtstag des Forschungsprojektes „Stadtgrün 2021“ der Bayerischen
Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) lädt nicht dazu ein die
Sektgläser zu heben, sondern vielmehr inne zu halten. Denn unsere
Stadtbäume stehen nicht nur in Bayern vor einer ungewissen Zukunft. Doch
mit neuen, überaus aussichtsreichen Kandidaten kann es gelingen, auch
künftig das Grün in unseren Städten zu halten. Und die ersten Früchte,
die das deutschlandweit einmalige Forschungsprojekt bereits trägt, sind dann vielleicht doch ein (kleiner) Grund zum Feiern.
Immer neue Hitzerekorde mit drei „Jahrhundertsommern“ (2015, 2018,
2019) in gerade einmal fünf Jahren – die Folgen des Klimawandels
hinterlassen auch in den bayerischen Städten deutliche Zeichen und leere
Baumgruben: So lichten sich die Straßenbaumreihen und für Ahorn, Linde
und Esche, die über Jahrhunderte hinweg das Stadtbild prägten, wird die
Luft immer dünner. So gibt es zunehmend nicht nur kahle Bäume im Winter,
sondern bereits in den Sommermonaten: Denn während Dürreperioden und
bei Überhitzung vertrocknen oder verbrennen die Blätter und können keine
Fotosynthese mehr leisten.
Wer sind die Besten? Die Stadtbäume von morgen
Wer sind die Besten? Die Stadtbäume von morgen
Entsprechend stellt der Baum gezwungenermaßen das Wachstum für die
restliche Vegetationsperiode ein. Auch die Ökosystemleistungen des
Baumes wie die Bindung von Kohlenstoffdioxid (CO2) werden damit auf null
gefahren. „Hinzu kommen bei salzempfindlichen Baumarten wie Ahorn
und Linde Salzschäden im Hochsommer. Denn gerade in trockenen und
niederschlagsarmen Zeiten holt der Baum über seine Wurzeln alte
Salzfrachten aus dem Boden“, so Dr. Susanne Böll von der
Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG). Um das Grün
von heute auch morgen in den Städten zu halten, braucht es neue
Pflanzkonzepte, in dem die Position der Stadtbäume auch mit neuen
Akteuren besetzt wird. Und genaue diese Akteure – die Stadtbäume der
Zukunft –werden seit nunmehr 10 Jahren auf Wurzel, Blatt und Rinde
getestet.

Mutter von 600 Baumkindern: Die promovierte Biologin Susanne Böll betreut das Projekt von der ersten Stunde an und schaut bei ihrem grünen Nachwuchs mindestens zweimal im Jahr persönlich vorbei. Foto: Maser-Plag/LWG
Grüne Bäume – grüne Städte
Im Projekt „Stadtgrün 2021“ sucht Dr. Susanne Böll mit ihrem Team vom Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau seit 2009 Kandidaten für die Stadt der Zukunft. Dafür wurden am 9. Dezember 2009 in Würzburg die ersten aussichtsreichen Baumarten gepflanzt, doch nicht irgendwelche: „Was liegt näher als Bäume zu wählen, die von Haus aus mit Hitze und Trockenperioden zurechtkommen“, so die LWG-Projektleiterin. Bei den vielversprechenden Testkandidaten handelt es sich daher vorwiegend um kontinentale Baumarten, beispielsweise aus Osteuropa, die dank ihrer Herkunft mit den zunehmenden Wetterextremen bestens vertraut sind und eine entsprechende Stadtklimaresilienz, also eine reelle Überlebenschance in den städtischen Hitzeinseln, erwarten lassen. Aktuell werden insgesamt 29 verschiedene Baumarten an drei klimatisch unterschiedlichen bayerischen Standorten in Würzburg, Kempten und Hof/ Münchberg getestet. Wie sich die mittlerweile rund 660 Bäume im Langzeittest schlagen, wird aufwendig dokumentiert. So wird jeder einzelne Baum zweimal im Jahr vor Ort begutachtet und nach einem Kriterienkatalog bewertet. Neben der Baumgesundheit liegt der Fokus auch auf Wachstum und möglichen Frost-, Hitze- und Trockenschäden.
Im Projekt „Stadtgrün 2021“ sucht Dr. Susanne Böll mit ihrem Team vom Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau seit 2009 Kandidaten für die Stadt der Zukunft. Dafür wurden am 9. Dezember 2009 in Würzburg die ersten aussichtsreichen Baumarten gepflanzt, doch nicht irgendwelche: „Was liegt näher als Bäume zu wählen, die von Haus aus mit Hitze und Trockenperioden zurechtkommen“, so die LWG-Projektleiterin. Bei den vielversprechenden Testkandidaten handelt es sich daher vorwiegend um kontinentale Baumarten, beispielsweise aus Osteuropa, die dank ihrer Herkunft mit den zunehmenden Wetterextremen bestens vertraut sind und eine entsprechende Stadtklimaresilienz, also eine reelle Überlebenschance in den städtischen Hitzeinseln, erwarten lassen. Aktuell werden insgesamt 29 verschiedene Baumarten an drei klimatisch unterschiedlichen bayerischen Standorten in Würzburg, Kempten und Hof/ Münchberg getestet. Wie sich die mittlerweile rund 660 Bäume im Langzeittest schlagen, wird aufwendig dokumentiert. So wird jeder einzelne Baum zweimal im Jahr vor Ort begutachtet und nach einem Kriterienkatalog bewertet. Neben der Baumgesundheit liegt der Fokus auch auf Wachstum und möglichen Frost-, Hitze- und Trockenschäden.

Zukunftsbäume schlagen Wurzeln: Am ersten Pflanztag am 9. Dezember 2009 wurden sechs verschiedene Baumarten in Würzburg gepflanzt, die sich bisher größtenteils erfolgreich gegen Hitze- und Trockenstress behauptet haben. Foto: LWG/Veitshöchheim

In die Luft gehen: Wie sich jeder einzelne Baum am jeweiligen Standort schlägt, wird ausführlich dokumentiert. Dazu gehört auch das Messen des Baumwachstums in den Kronen mittels Hubarbeitsbühne. Foto: LWG/Veitshöchheim
Die Lebenserwartung erhöhen
„Alt wie ein Baum“ bekommt in den Zeiten des Klimawandels eine völlig neue Bedeutung: „Im
Schnitt stirbt der Stadtbaum in Deutschland schon den Säuglingstod und
hat an der Straße eine Lebenserwartung von gerade einmal 15 bis 20
Jahren“, bringt es Dr. Böll auf den Punkt. Doch mit den
erfolgsversprechenden Kandidaten, die sich im Testlauf jeweils regional
bewährt haben, soll angesichts des Klimawandels eine nachhaltige
Pflanzung erreicht werden. Das Ziel: Eine Lebenserwartung bei
Straßenbäumen von 50 Jahren und mehr. „Dabei wird es aber nicht den
einen ´Superbaum´ geben, der mit alle Anforderungen gleichermaßen gut
zurechtkommt. Schon jetzt kristallisieren sich regional unterschiedliche
Sortimente heraus, die sich gut geschlagen haben“, erläutert
Susanne Böll. So könnten künftig u. a. die Ungarische Eiche oder die
Silberlinde (Balkan) zu den neuen grünen „Local Heros“ in Würzburg
gehören. In Hof/Münchberg haben hingegen beispielsweise der Amberbaum
und die Kobushi-Magnolie, in Kempten die Ulme 'Lobel' und die
Blumenesche die Nase vorn. „Und Bäume in der Stadt sind nicht nur für Menschen unverzichtbar, sondern auch wertvoller Lebensraum für unsere Insekten“,
betont Dr. Böll. Und dass sich heimische Spinnen, Käfer, Bienen &
Co. auch in nicht-heimischen Baumkronen mehr als nur wohl fühlen, hat
die bisher einzigartige Untersuchung zur Artenvielfalt in den Kronen
südosteuropäischer Klimabäume (2019) gezeigt.
(LWG)
Weitere Informationen
↗ Stadtgrün 2021: Neue Bäume braucht das Land!
↗ Stadtklimabäume – geeignete Habitate für die urbane Insektenvielfalt?
(LWG)
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