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Der Neembaum (Azadirachta indica) - Bäume

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Der Neembaum (Azadirachta indica)
Der Neembaum (Azadirachta indica). "Wunderbaum" mit eigenem Insektenabwehrsystem
Foto: Manuel Anastácio / Wickimedia Commons / CC BY-SA 3.0
(11.2.2019) Mehrere Pflanzenarten verfügen über eigene  Insektenabwehrsysteme. Der ursprünglich in Südost-Asien beheimatete  Neembaum (auch Niembaum genannt), kann sich mit ihnen sogar vor Heuschrecken schützen.

Der deutsche Naturforscher Heinrich Schmutterer machte 1959 auf einer Afrika-Expedition eine erstaunliche Beobachtung: Obwohl die Schwärme hungriger Heuschrecken ganze Landstriche im Sudan kahl fraßen, überstanden die Neembäume (Azadirachta indica) die Invasion unbeschadet.  
Mit dieser Entdeckung wurde die Idee geboren, die natürlichen Abwehrkräfte des Baums auch für den Pflanzenschutz in Europa zu nutzen. Inzwischen haben sich vor allem die Extrakte aus den Kernen und Blättern des indischen Neembaums gegen mehr als 200 Arten von Insekten und Milben als wirksam erwiesen. Erwähnenswert ist, dass Präparate aus der  Rinde, den Blättern und Kernen in der Volksmedizin eingesetzt werden. Auch in der modernen Kosmetik tauchen Neemwirkstoffe auf.

„Göttliche“ Eigenschaften

Der bis zu 20 Meter hohe Baum stammt aus Südost-Asien. Heute ist er auch in Teilen Afrikas, Australiens sowie in Mittel- und Südamerika verbreitet. Er erreicht ein Alter von 200 Jahren. Die Ernte ist mit etwa 10 Jahren am höchsten: 30 bis 50 kg Früchte. In Europa gedeiht der frostempfindliche Baum nicht. Die Menschen sprachen dem Baum schon vor langer Zeit Wunderkräfte zu. Sie stellten aus seinen olivenartigen, bitteren Früchten, den Blättern und der Rinde Mittel gegen Fieber, Erbrechen, Hautkrankheiten, Skorpion- und Schlangenbisse her. Heute werden einige der bislang 100 entdeckten Wirkstoffe vor allem im Pflanzenschutz eingesetzt. In Deutschland ist der aus den Neemsamen gewonnene Wirkstoff Azadirachtin für zahlreiche Anwendungen im professionellen Anbau zugelassen, aber auch im Hausgarten, z. B. zur Bekämpfung vom Kartoffelkäfer, der Mehligen Apfelblattlaus, von Gespinstmotten und anderen Schädlingen.
Blätter des Neembaumes
Blätter des Neembaums.
Foto: Prabhupuducherry / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0
Unreife Früchte des Neembaums
Unreife Frucht.

Foto: Hayavadhan / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0  
                                  
Pflanzenschutz auch mit der Gießkanne

Der Neemwirkstoff wird zur Zeit in zwei zugelassenen Produkten angeboten. Das Produkt blockiert bei der Aufnahme durch das Insekt die  Bildung des insekten
spezifischen Häutungshormons. Dadurch wird die Entwicklung der Larven verzögert, ihre Verpuppung  und die Eiablage der erwachsenen Insekten gestört. Einige Schädlinge lassen sich mit den Produkten nicht nur mit einer Sprühbehandlung der oberirdischen Pflanzenteile bekämpfen, sondern auch durch die Anwendung geeigneter Formulierungen an die Pflanzenwurzel. Der Wirkstoff wird dann von der Pflanze aufgenommen und mit dem Saftstrom in die Blätter transportiert. Insbesondere bei winzigen Schädlingen, wie z.B. Thripse, die sich meistens an den Blattunterseiten oder im Boden verstecken, ist eine derartige Behandlung erfolgversprechend. Aus diesem Grund förderte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt eine Studie zur Wirkung von Neemprodukten  im Boden. Tatsächlich konnten in Gewächshäusern mit der wiederholten Anwendung des Produkts mit dem Gießwasser gute Bekämpfungserfolge von 80 Prozent und mehr erzielt werden. Der Neem-Wirkstoff scheint sich mit dem Gießen auch für Topfpflanzen gut zu eignen. Dieses Verfahren wird z.  Z. vom Hersteller für die Praxis optimiert.
 
Die Rinde des Neembaums
Rinde des Neembaums.
Foto: carrotmadman6 from Mauritius / Wikimedia Commons / CC BY 2.0
Plantage mit Neembäumen
Neembaum Plantage.
Foto: Sathishindexagro / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0
Schutz vor Maikäferkalamitäten

Versuche haben belegt, dass Azadirachtin bei zwei Maikäferarten die Fraß- und Flugaktivität und bei Weibchen die Fruchtbarkeit reduziert. Daraufhin wurde die Zulassung des Wirkstoffs für die Kontrolle von Maikäferplagen vom Hersteller beantragt. Dass eine Bodenbehandlung hier nicht möglich ist, liegt auf der Hand. Am wirkungsvollsten erwies sich das Besprühen der betroffenen Waldstücke mit dem Hubschrauber, da auf diese Weise die Blätter der Bäume am besten benetzt werden können. Der Neemwirkstoff bekämpft zwar die Käfer nicht vollständig und verhindert deshalb nicht immer alle Fraßschäden. Aber die Massenvermehrung wird eingedämmt und damit die Schäden an Obst und Wein durch die Engerlinge des Käfers.
(Quelle: IVA-Magazin / iva.de)

Patente

Seit 1985 wurden weltweit mehr als 90 Patente auf Wirkeigenschaften und Extraktionsverfahren von Niemprodukten angemeldet. Die amerikanische Firma W. R. Grace errichtete  Produktionsstätten zur Niemverarbeitung in Indien und kaufte indische Firmen auf. In der Folgezeit stiegen die Preise des Niemsamens von 11 auf über 100 US-Dollar je Tonne, was die Verfügbarkeit vor allem für Kleinbauern und einheimische Kleinunternehmen erheblich einschränkte. Wegen der zahlreichen Patente waren die Exportmöglichkeiten für Niemprodukte vielfach auf Patentinhaber beschränkt.
Seit 1993 lässt in Indien die Initiative „Neem Campaign“ Patente auf ihre Rechtmäßigkeit überprüfen. Zwei Patente auf Niem-Produkte wurden nach Beschwerden beim Europäischen Patentamt 2000 und 2005 widerrufen. Beim ersten Fall im Jahr 2000 handelte es sich um das Patent EP 0 436 257 B1, das 1994 dem  US-Landwirtschaftsministerium und dem Unternehmen W. R. Grace vom  Europäischen Patentamt erteilt wurde. Es betrifft ein „Verfahren zum  Bekämpfen von Fungi an Pflanzen“ bzw. ein „Verfahren zum Schützen von Pflanzen vor Pilzbe
fall“. Im Mai 2000 wurde im Einspruchsbeschwerdeverfahren vor der technischen Beschwerdekammer des EPA das Patent aufgrund fehlender „erfinderischer Tätigkeit“ widerrufen, da fungizide Wirkungen von Pflanzenölen vielfach bekannt seien und es daher keiner erfinderischen Tätigkeit bedurfte, bekannte Rezepturen auch auf bislang ungenutzte Pflanzen anzuwenden.

(aus Wikipedia / CC-by-sa-3.0)

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