Europas Wälder im Klimawandel
Foto: Dieter Stehle auf Pixabay
(8.9.2024) Wie europäische Wälder unter sich verändernden Umweltbedingungen nachhaltig bewirtschaftet werden können, beschreibt das Forschungsvorhaben SOSFOR. Ziel der fünf am Vorhaben beteiligten Universitäten aus Italien, Rumänien, Spanien, Norwegen und Deutschland ist es, Entscheidungsträgern und Waldbewirtschaftenden Handlungsoptionen für Europas Wälder aufzuzeigen. Gefördert wird das transnationale Projekt unter anderem über das von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) koordinierte Förderprogramm „Nachhaltige Erneuerbare Ressourcen“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Im Wald nur so viel Holz zu schlagen, wie nachwächst – so definierte Hans Carl von Carlowitz im Jahr 1713 Nachhaltigkeit. Heute sind die Anforderungen weit komplexer: Nachhaltige Forstwirtschaft beschränkt sich nicht mehr nur auf die Holznutzung. Ziel ist es auch, die biologische Vielfalt zu erhalten, gesellschaftliche Ansprüche wie Freizeit und Erholung im Wald zu sichern und die vielfältigen Schutzfunktionen des Waldes zu stärken.
Multifunktionale Forstwirtschaft sichern
Doch wie kann eine nachhaltige Forstwirtschaft unter sich ändernden Umweltbedingungen und steigendem Nutzungsdruck gelingen? Wie können Forstleute und Waldbesitzende diese multifunktionalen Anforderungen künftig noch stemmen? Welches sind die Handlungsoptionen politischer Entscheidungsträger, um eine waldbezogene Nachhaltigkeit in europäischen Landschaften zu fördern?
Diesen Fragen widmet sich das Forschungsvorhaben Sustainable Operational Spaces for Forests – SOSFOR ↗. In dem transnationalen Projekt soll insbesondere die Tragfähigkeit der Waldökosysteme auf lokale Ebene herunterskaliert werden, um daraus konkrete Handlungsräume für die Waldakteure zu definieren, sodass langfristig eine Verbesserung der forstwirtschaftlichen Nachhaltigkeit in Europas Wäldern erreicht werden kann.
In dem dreijährigen Projekt untersuchen Forscher und Forscherinnen von fünf europäischen Universitäten jeweils die regionale Situation und nutzen ihr gebündeltes Fachwissen, um daraus Pläne und Prognosen für die Zukunft zu entwickeln.
SOSFOR wird über die erfolgreiche europäische Förderinitiative ForestValue2 gefördert.
Die Partner von SOSFOR sind die Universität Mailand (Italien) - Siebenbürgische Universität Brașov (Rumänien) - Universität Saragossa (Spanien) - Universität Freiburg (Deutschland) und die Norwegische Universität für Biowissenschaften (Norwegen)
Die Partner von SOSFOR sind die Universität Mailand (Italien) - Siebenbürgische Universität Brașov (Rumänien) - Universität Saragossa (Spanien) - Universität Freiburg (Deutschland) und die Norwegische Universität für Biowissenschaften (Norwegen)
Die Forscherinnen und Forscher sammeln dazu Daten über die Ursachen und Folgen der Waldveränderungen vor Ort. In partizipativen Prozessen werden verschiedene Interessengruppen einbezogen, um lokale Zukunftspläne zu entwickeln. SOSFOR erstellt lokale Klimaszenarien, kartiert Treiber-, Belastungs-, Zustands-, Wirkungs- und Reaktionsindikatoren und simuliert die zukünftige Entwicklung von Wäldern, Ökosystemleistungen sowie sozialen und wirtschaftlichen Aspekten bis 2050 und darüber hinaus, um daraus nachhaltige Handlungsoptionen abzuleiten.
Eine Solitärfichte auf den Schwarzwaldhöhen. Die Nadelbaumart steht als Symbol für die sich dramatisch ändernde Zusammensetzung unserer Wälder, auch in der Schwarzwaldgemeinde Münstertal, die als deutsche Modellregion für SosFor ausgewählt wurde. Foto: FNR/ Siria Wildermann
Nachhaltigkeit bilanzieren
SOSFOR wird dabei bilanzieren, wie weit die europäischen Wälder, die Forstwirtschaft und die forstliche Wertschöpfungskette von den Nachhaltigkeitszielen entfernt sind und Empfehlungen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und -planung formulieren, die etwa auch relevant sind für die EU-Forststrategie bis 2030, das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur, die Klimapolitik, die Politik zur Entwicklung des ländlichen Raums und die Politik zur Förderung des Zusammenhalts in Europa.
Im Ergebnis geht es aber vor allem darum, ein Modellierungswerkzeug zu entwickeln, das Waldbewirtschaftende in die Lage versetzt, mehrere Bewirtschaftungsziele zu berücksichtigen und dabei die Waldökosystemleistungen zu gewährleisten.
Hintergrund:
Im Rahmen eines transnationalen Aufrufs des von der EU unter Horizon Europe geförderten ForestValue2 ↗ Netzwerkes zu den Themen "Resiliente nachhaltige Waldsysteme und -bewirtschaftung" sowie "Nachhaltige Holzbausysteme" wurden insgesamt 25 Vorschläge eingereicht. SOSFOR ist eines von vier Vorhaben, die aktuell im Rahmen von ForestValue2 gefördert werden.
(FNR)