Zwischen Hungern und Verdursten - Baum und Natur

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Zwischen Hungern und Verdursten: Laubbäume im Hitze- und Trockensommer
Abgefallenes, noch grünes Laub vom Berg-Ahorn
Abgefallenes, noch grünes Laub vom Berg-Ahorn. Foto: LWF
(17.9.2022) Schon im Sommer haben viele Laubbäume ihre Blätter verfärbt oder abgeworfen. Zum Teil sind die Blätter auch matt grün an den Bäumen verdorrt. Besonders ausgeprägt ist dieses Phänomen im trocken-heißen Unterfranken, aber auch in vielen anderen Gebieten hat der Herbst schon im Mitte Juli begonnen.

Ähnliche Phänomene eines vorgezogenen Herbstes wurden auch in den Trockenjahren 2003, 2015 und 2018 bis 2020 beobachtet. Vielerorts haben sich die Blätter gar nicht mehr verfärbt und die Bäume haben die grünen Blätter abgeworfen. Die Trockenheit kam dieses Jahr offensichtlich zu schnell und heftig. Um die weitere Verdunstung sofort zu beenden und nicht komplett zu vertrocknen, haben die Bäume ihre transpirierenden Blätter schnellstmöglich abgeworfen. Oft blieb den Bäumen in diesem Jahr dabei keine Zeit mehr, ihre Nährstoffe und wertvollen Mineralstoffe aus den Blättern zurückzuziehen. Durch den Abbau des grünen Chlorophylls verlieren die Blätter auch ihre grüne Farbe und sie verfärben sich gelblich und rötlich.

Doch was bedeutet der frühzeitige Herbst nun für die Birken, Linden, Buchen, Ahorne und andere Laubbäume? Wenn der Prozess des Nährstoff- und Mineralienrückzugs nicht oder nicht vollständig ablaufen kann, fehlen dem Baum diese Nährstoffe im folgenden Jahr. Besonders betroffen davon sind Phosphor und Kalium, aber auch Stickstoff und Magnesium, die in Normaljahren in Rinde und Wurzeln gespeichert werden. Die Laubstreu wird zwar im Laufe der Jahre von den Bodenorganismen wieder zersetzt und die Nährstoffe können von den Wurzeln der Bäume wieder aufgenommen werden. Aber das bedeutet eine weitere Kraftanstrengung für die Bäume.

Doch auch die Energiereserven der Bäume werden bei einem verfrühten Laubfall geringer. Weniger Blätter bedeutet auch eine geringere Leistung bei der Photosynthese und somit auch weniger Energie und Wachstum für den Baum. Untersuchungen der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft haben gezeigt, dass die vergangenen Hitzejahren in Trockengebieten bereits deutliche Zuwachsrückgänge zur Folge hatten. Die Schutzfunktion der Laubbäume gegen das akute Verdursten führt also auf der anderen Seite zum Hungern der Laubbäume. Beim Austrieb im nächsten Jahr und möglicherweise sogar in den Folgejahren werden die Bäume das noch spüren.

Übrigens ist die Eiche, der die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft eine größere Stabilität im Klimawandel vorhersagt, auch in Trockengebieten wesentlich weniger von diesem Phänomen betroffen als andere Laubbäume. Offensichtlich kommt die Eiche mit dem Klimawandel tatsächlich besser zurecht als Ahorn, Birke, Linde und Buche.
(LWF)
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