Der Herbst kehrt ein in unseren Streuobstwiesen - Baum und Natur

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Der Herbst kehrt ein in unseren Streuobstwiesen
Streuobstwiese im Morgenlicht
Foto:  Simon Berger, Pixabay

(16.10.2022) Im Moment ist die Ernte auf unseren Streuobstwiesen in vollem Gange. Die meisten Apfelsorten – darunter CoxOrange, Elstar, Jonagold, Gala – erreichen ihre volle Reife und können direkt für den Verzehr gepflückt oder zum Mosten verarbeitet werden. Spätere Sorten wie Roter Boskoop, Gloster oder Golden Delicious folgen in zwei bis drei Wochen.

Seit nunmehr 11 Jahren setzt sich das Naturefund Outdoor-Team für den Erhalt des artenreichen Biotops Streuobstwiese ein. Leider werden viele Streuobstwiesen nicht mehr ausreichend oder überhaupt nicht mehr gepflegt. Fehlender Rückschnitt und dadurch kaum noch Neuaustrieb lässt die Bäume schnell vergreisen. Zu lange Äste werden Opfer im nächsten Sturm und brechen ab – insbesondere bei reichem Fruchtansatz oder wenn zunehmend Misteln den Baum befallen haben. Übermäßiger Mistelbefall lässt mittlerweile auch viele Bäume im Sommer einfach vertrocknen, da der Halbschmarotzer dem Wirt nicht mehr viel an Wasser und an Licht übrig lässt.

So verschwinden nach und nach immer mehr regionaltypische alten Obstsorten. In der Umgebung von Wiesbaden beheimatete Sorten, wie der Kloppenheimer Streifling, die Hofheimer Glanzrenette oder der Gestreifte Matapfel verschwinden unwiederbringlich. Ein ganzer Lebensraum für viele Pflanzen und bedrohter Tiere, wie zum Beispiel Steinkauz oder Haselmaus geht damit verloren.

Um im Herbst weiterhin eine sortenreiche und bunte Ernte einfahren zu können, stehen im Laufe eines Jahres eine Reihe von Pflegemaßnahmen an. Unser Naturefund Outdoor-Team hat in der zurückliegenden Saison 2021/22 ca. 20 Streuobstwiesen mit einer Gesamtfläche von 3,5 Hektar gepflegt. Drei Flächen wurden vollständig entbuscht und auf vier Flächen wurden alte Baumstämme entfernt. Lücken in den Baumreihen wurden mit insgesamt 30 Jungbaumpflanzungen wieder aufgefüllt.

Die Äste und Zweige der vielen Rückschnittmaßnahmen wurden dabei größtenteils zu Hackschnitzeln verarbeitet. Insgesamt kamen in dieser Saison durch unsere Pflegemaßnahmen ganze 3 Tonnen Holzhackschnitzel und ca. 200 kg Pflanzenkohle zusammen.

Ein Setzling einer alten Apfelsorte wird gepflanzt
Ein Setzling einer alten Apfelsorte wird gepflanzt. Foto: Naturefund
Alte Apfelsorte Goldrenette
Die alte Sorte Goldrenette. Foto: Naturefund
Totholz, ein alles andere als toter Lebensraum

Obstbaumrückschnitt und der Strauchschnitt von Hecken kann auch anders verwendet werden. Als Totholzhaufen oder als sogenannte Benjeshecke entstehen eigene kleine Biotope. Gerade für die bevorstehende kalte Jahreszeit entstehen hierüber attraktive Winterquartiere für viele Reptilien, Amphibien und Insekten.

Baumpflege des Outdoor-Teams
Baumpflege des Outdoor-Teams. Foto: Naturefund

Als Benjeshecke wird eine der Länge nach wahllos geschichtete Reihe an Ästen, Zweigen und Gestrüpp innerhalb zweier Reihen von senkrecht im Boden stehenden Holzpfählen gesprochen. Im Laufe der Zeit sackt eine solche Hecke ab und Wind und Vögel tragen Samen ein. Die Hecke beginnt durch nachwachsendes Grün zu leben. Das im Inneren der Hecke liegende Holz verwandelt sich durch die Zersetzungsarbeit vieler Pilze und Mikroben zu einem Eldorado für unzählige Käfer, Asseln und Spinnen. Im Herbst und Frühjahr kann jederzeit neues Schnittgut nachgelegt werden.

So entsteht über die Jahre ein artenreicher Lebensraum entlang einer Streuobstzeile oder dient als ein Gestaltungselement im heimischen Garten. Die Hecke kann an Grundstücksgrenzen oder an anderer Stelle als Abgrenzung dienen. Wer nicht so lange warten will, bis von der Natur aus Samen eintragen werden, kann seine Hecke auch nach eigenen Vorstellungen bepflanzen und begrünen.

So wird aus einem vermeintlich leblos wirkenden Totholzhaufen binnen kurzer Zeit ein äußerst lebendiges Biotop. Die in der Hecke entstehende Insektenvielfalt wird zur kostbaren Nahrungsquelle für viele Vögel und Kleinsäuger. Darüber hinaus dient eine solche Hecke auch als wertvoller Nist- und Versteckplatz.

Es klingt paradox, doch Totholz zählt zu den lebendigsten Lebensräumen in unserer Natur

Eine Streuobstwiese kann somit viel mehr sein, als eine Ansammlung auf einer Wiese stehender Bäume. Erst die kleinteilige Gestaltung mit unterschiedlichen Landschaftselementen und die richtige Pflege ergibt den besonderen Wert dieser naturnahen Kulturlandschaft.
(Naturefund)

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