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Veröffentlicht von kes in Umwelt · Montag 04 Dez 2023
Tags: PflanzenkohleAgroforst
Der Boden wird mit Nährstoffen angereichert, hier eine Mischung aus Pflanzenkohle und Kompost. Foto: Naturefund


(4.12.2023) Langsam bewegt sich der Regenwurm über den Acker in Wiesbaden Erbenheim. Ziel unbekannt. Probleme abzutauchen hat er jedenfalls nicht. Der Boden liegt gut geschützt unter einer 30 cm hohen Mulchschicht und ist butterweich.

Hier wendet die Naturschutzorganisation Naturefund ↗ seit 2017 die nachhaltige Methode Dynamischer Agroforst an, bei der Nutz- und Beipflanzen auf derselben Fläche angebaut werden. Dabei entsteht ein dynamisches Pflanzensystem, welches auf den drei Prinzipien Vielfalt, Dichte und Schnitt beruht. „Es gibt viele Aspekte, wie die Natur von dieser Anbaumethode profitiert,“ so Naturefund-Geschäftsführerin Katja Wiese, „beispielsweise bei der Wiederherstellung von gesundem und nährstoffreichen Boden. Der Rückschnitt wird oft direkt als Mulch genutzt und gibt so dem Boden wichtige Nährstoffe zurück. Daneben schützt die Mulchschicht den Boden vor dem Austrocknen und der Erosion.“ Auch schattenspendende Bäume, die nebenbei noch Strukturvielfalt schaffen, schützen die Erde zusätzlich vor Trockenheit. Zudem wird der Boden regelmäßig mit Kompost oder mit nährstoffangereicherter Pflanzenkohle gedüngt.

Nicht nur mit den Dynamischen Agroforst-Projekten, die Naturefund mit Kommunen oder Landwirten, in Parks oder Gärten, aber auch international mit Kleinbauernfamilien umsetzt, entsteht humusreicher Boden. In einem weiteren Projet testet die Naturschutzorganisation mit ihrer eigenen kleinen Rinderherde Murnau-Werdenfelser nahe Wiesbaden die Methode  „Ganzheitliches Weidemanagement“ und dessen Auswirkungen auf den Natur- und Klimaschutz. Ähnlich wie in der Natur beweiden die Rinder nur kurzzeitig eine räumlich begrenzte Fläche. Anschließend folgt eine lange Ruhephase für die Weide.

Durch die zeitlich begrenzte Beweidung der Flächen wird nur der obere Teil der Grashalme abgefressen. Es bleibt genug Grün übrig, sodass es mithilfe der Fotosynthese weiterhin Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen kann und damit zuerst verstärkt Wurzeln ausbildet, um den oberirdischen Verlust von Biomasse zu kompensieren. Damit verbessert das Ganzheitliche Management den Humusgehalt im Boden und baut degradierte Böden wieder auf. Es geht dabei um nicht weniger als den Schutz, Erhalt und um die Wiederherstellung von Graslandschaften, um Lebensraum für Biodiversität, aber auch um den Boden als Kohlenstoffspeicher.

Dass der Boden ein bislang unterschätztes Ökosystem ist, haben Wissenschaftler mit aktuellen Zahlen unterlegt: Er ist der Lebensraum mit der höchsten Biodiversität und beherbergt vermutlich rund 60 % aller bekannten Arten auf dem Planeten, von Mikroben über Pilze bis hin zu Säugetieren. Die Forscher gehen davon aus, dass die biologische Vielfalt des Bodens etwa doppelt so groß ist wie in früheren Schätzungen angenommen. Die Gruppe mit dem höchsten Anteil an im Boden lebenden Arten sind die Pilze: 90 % von ihnen leben dort. Es folgen Pflanzen mit ihren Wurzeln mit 86 % Anteil. Regenwürmer und Weichtiere wie Schnecken kommen auf 20 %.

Der Regenwurm gilt schon lange als Indiz für gesunden Boden und ist wichtigster Erzeuger von Dauerhumus. Unermüdlich gräbt und frisst er organisches Material, welches auf dem Boden liegt und zieht es unter die Erde. In Wiesbaden Erbenheim findet der Regenwurm reichlich davon. So belüftet und vermischt er die Erde und schafft zeitgleich Hohlräume für mehr Wasserspeicherfähigkeit und Sauerstoffversorgung in seinem gesunden Ökosystem. Zufrieden taucht der Regenwurm in den kälteren Wochen in tiefere Erdschichten ab und wartet geduldig auf den Frühling, um wieder aufzutauchen.
(Naturefund)


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