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Rettet den Vorgarten. Es geht um mehr als die Fläche vor dem Haus
Arboristik-Baumpflege-Baumschutz
Veröffentlicht in Stadtgrün · Freitag 16 Okt 2020
Grün  in direktem Lebensumfeld sorgt für eine Verbesserungen der Klimabilanz  und stärkt die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bewohner - neben  großen Parkanlagen sind hier auch Straßenbäume, begrünte Gebäude und  abwechslungsreich bepflanzte Vorgärten wesentlich. Foto: BGL



(16.10.2020) Seit einigen Jahren gibt es –  insbesondere in Neubausiedlungen – das Phänomen der sogenannten  Schottergärten: Die Fläche vor dem Haus ist dabei nicht bepflanzt,  sondern hauptsächlich mit Kies oder Schotter abgedeckt. Etwa genauso  lange gibt es die sehr kontroverse Diskussion zwischen Befürwortern und  Gegnern dieser Art der Freiraum-Gestaltung.

Die  Erkenntnis, dass die leblosen Steinflächen überwiegend negative Wirkung  haben – direkt für die Bewohner der Häuser, aber auch für deren  Nachbarn und das Viertel insgesamt, setzt sich inzwischen mehr und mehr  durch. Vor allem die starke Aufheizung der Steine, der mangelnde  Schatten und eine fehlende Verdunstungskühle lassen Schotterwüsten im  Vergleich zu bepflanzten Vorgärten und Gebäuden unattraktiv werden. Für  Architekten, Projektentwickler und Investoren werden – mit Blick auf  Folgen des Klimawandels und nach drei Hitzesommern in Folge – im  Wortsinn grüne Argumente verkaufsrelevant. „Begrünte Gebäude und  abwechslungsreich bepflanzte Gärten sorgen nicht nur für Verbesserungen  der Klimabilanz, sondern stärken Gesundheit und Wohlbefinden der  Bewohner,“ weiß Gerald Jungjohann vom Bundesverband Garten-,  Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) e.V.

Grüne Infrastruktur

Die  Bedeutung von öffentlichen Grünflächen der Städte und Gemeinden wird  heute neu und anders diskutiert. Die Europäische Kommission entwickelte  bereits im Rahmen ihrer Biodiversitätspolitik nach 2010 eine Strategie  für eine EU-weite grüne Infrastruktur – auch mit Blick auf den urbanen  Raum. Darauf aufbauend wurde in Deutschland 2017 das ‚Bundeskonzept  Grüne Infrastruktur‘ verabschiedet. Die grüne Infrastruktur wird demnach  als wesentlicher Bestandteil einer nachhaltig wirtschaftlichen und  ressourcenschonenden Stadtentwicklung betrachtet.

Autoverkehr bei Starkregen
Städte  und Gemeinden sind gefordert, mit Blick auf die Folgen des Klimawandels  mit Starkregenfällen und langanhaltenden Dürreperioden, die Bedeutung  von öffentlichem Grün neu und anders zu diskutieren. Foto: BGL

In  dieser politischen Zielstellung sieht der BGL mehr als hinreichende  Gründe für sein Engagement in der Initiative „Rettet den Vorgarten“.  Denn auch private Gärten sind Teil der Grünen Infrastruktur von Städten  und Gemeinden. Nach aktuellen Zahlen des Umweltbundesamts sind etwa 46  Prozent der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland versiegelt und  täglich werden etwa 56 Hektar Fläche für Siedlung und Verkehr neu  verbraucht, also zusätzlich versiegelt. BGL-Präsidiumsmitglied Gerald  Jungjohann: „Insbesondere im bebauten Raum kommt es auf jeden  Quadratmeter Grünfläche an und hier spielen private Gärten eine  besondere Rolle, sowohl als eine Art Trittsteine für Biodiversität, wie  auch als wertvolle Flächen für die Stadtklimatologie und das  Regenwassermanagement.“

Sitzplätze vor einem Haus
Auch  kleine, private Flächen spielen eine besondere Rolle als Trittstein für  Biodiversität, als wertvolle Flächen für die Stadtklimatologie und  nichtzuletzt für die Aufenthaltsqualität im direkten Umfeld - zum  Beispiel mit Sitzplätzen im Schatten.
Foto: BGL

Baubranche als Partner

Die  Auswirkungen des Klimawandels sind längst auch Auslöser für konkrete  Maßnahmen zum Klimaschutz im Bausektor. Dahinter steht zunächst die  Tatsache, dass die Bauwirtschaft und ihre Zulieferindustrie enorme  Potenziale zur CO2-Reduktion realisieren können. Aber auch die  Verminderung von Risiken und Bauwerkschäden durch Wetterextreme sowie  Aspekte des Gesundheitsschutzes führen zu einer höheren Bedeutung von  Grün am Bau. „Die Dach- und Fassadenbegrünung als wirksame  Ausgleichsmaßnahmen für baubedingte Bodenversiegelung sind heute  eigentlich Standard,“ führt Jungjohann aus. „Erfreulicherweise gibt es  auch immer mehr Förderprogramme der Kommunen und Bundesländer, die  Investoren und Hausbesitzern die Entscheidung leichter machen.“

Für  die Planung und den Ausbau von mehr Grün im direkten Lebensumfeld der  Menschen sind aus Sicht des BGL Architekten und Projektentwickler  wichtige Partner. Je früher das Grün mitgedacht werde, umso einfacher,  preiswerter und erfolgreicher sei die Realisierung. Das beziehe sich auf  das gesamte Umfeld der Gebäude. Jungjohann: „Es gibt viele gute Gründe,  die für artenreich bepflanzte, lebendige Vorgärten sprechen, ebenso wie  für mehr Dach- und Fassadenbegrünung: Ökologische, soziale und nicht  zuletzt ökonomische – hier ist gärtnerischer Sachverstand gefragt und  unsere Fachbetriebe ergänzen die Expertise von Architekten und  Projektentwicklern.“
(BGL)

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