QBB tagt an der HAWK Göttingen
Veröffentlicht von kes in Baumpflege · Dienstag 03 Jun 2025 · 4:00
Tags: QBB, Baumpflege, HAWK, Göttingen
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Der QBB-Vorsitzende Christian Draeger begrüßte die Gastgeber, Referenten und die rund 100 Teilnehmenden der diesjährigen Schulung für Vereinsmitglieder. Foto: QBB
(3.6.2025) Am 23. und 24. Mai tauschten sich Geschäftsführer und Mitarbeitende der QBB-Mitgliedsbetriebe im Rahmen ihrer jährlichen Fortbildung mit Lehrenden der Hochschule für Angewandte Kunst und Wissenschaft aus. Die Mitgliederversammlung der Baumpflegevereinigung bildete traditionell den Abschluss des zweiten Schulungstages.
In der Qualitätsgemeinschaft Baumpflege und Baumsanierung (QBB) setzen sich Vertreter:innen namhafter Baumpflegebetriebe seit 40 Jahren mit Sachverstand und persönlichem Engagement dafür ein, die Qualität in der Baumpflege zu stärken. 29 ordentliche und außerordentliche Mitglieder gehören aktuell dem eingetragenen Verein mit Sitz im Haus der Landschaft in Bad Honnef an. Sie alle verbindet das Anliegen, die Zukunft einer nachhaltigen und professionellen Baumpflege aktiv mitzugestalten. Die Hochschule für Angewandte Kunst und Wissenschaft (HAWK) in Göttingen forscht seit Jahrzehnten auf verschiedenen Gebieten der Baumpflege und gibt mit ihrer Arbeit wertvolle Impulse für die Branche. 2003 startete hier der für lange Zeit einzige Hochschul-Studiengang für Arboristik in Deutschland.
Viele Synergien und Ziele sind es also, die beide Institutionen verbinden. Da liegt es nahe, dass die QBB ihre jährliche Schulung und Mitgliederversammlung dieses Mal an der HAWK ausrichtete. Vom 23. bis zum 24. Mai kamen an der Hochschule rund 100 Geschäftsführer und Mitarbeitende aus QBB-Mitgliedsunternehmen zusammen, um sich fortzubilden und ihre Jahreshauptversammlung durchzuführen. Zu Beginn begrüßte Christian Draeger, 1. Vorsitzende der QBB, die Gastgeber, Referenten und Teilnehmenden: „Die Wege in die Baumpflege sind ausgesprochen vielfältig. Ob der Einstieg aus der Forstwirtschaft, dem Garten- und Landschaftsbau, der Baumschule, dem Studium der Arboristik oder als Quereinsteiger gelingt – die vielen unterschiedlichen Menschen mit ihrem individuellen Zugang und Vorwissen machen unsere Branche aus. So unterschiedlich wir sind, uns verbindet in der QBB und in unserer täglichen Berufspraxis der Qualitätsanspruch an die eigene Arbeit.“ Allerdings, so Draeger weiter, sei die Qualität in der Baumpflege nicht eindimensional und einfach zu realisieren, sondern ein Ergebnis vielstufiger, hochkomplexer Arbeitsprozesse. Diese setze praktische Erfahrung, Geschick und Fachwissen voraus. „Der Austausch zwischen Theorie und Praxis, also zwischen denjenigen, die als Baumpfleger:innen arbeiten, und denjenigen, die unsere Branche wissenschaftlich analysieren, ist für uns alle unverzichtbar und ausgesprochen bereichernd.“
Wissenschaft und Praxis im Diskurs
Wie sehr sich wissenschaftliche Forschung und baumpflegerische Praxis im Positiven ergänzen können, zeigte Tag 1 der QBB-Schulung. Drei Vorträge von Lehrenden und Studierenden der HAWK standen auf dem Programm. Professor Dr. Nicolas Klein ↗ referierte zu berufstypischen juristischen Problemen in der Baumpflege und den Hintergründen des Baumrechts. Seine Ausführungen reichten von Verkehrssicherungspflichten über Nachbarschaftsrecht bis hin zum Strafrecht und führten zu regen Diskussionen unter den Zuhörenden. Für großes Interesse sorgte auch der Vortrag von Yannik Quast, Studierender an der HAWK, zum Einsatz und den Möglichkeiten digitaler Baumzwillinge. „Bei mir ging es darum, wie man den Baum in den Computer bekommt, also, wie Fachleute Bäume digitalisieren und die Daten für die Arbeitspraxis auswerten und nutzen können. Ich habe die Möglichkeiten und Grenzen der digitalen Baumzwillinge aufgezeigt und einen Blick in die Zukunft geworfen“, berichtete der Referent. Professor Dr. Steffen Rust behandelte in seinem anschließenden Vortrag die Frage, wo der Baum seine Reservestoffe einlagert und welche praktischen Konsequenzen dies für die Schnittmaßnahmen, speziell für den Schnittzeitpunkt hat. Eine interessante neue Perspektive für den Arbeitsalltag von Baumpfleger:innen.
Workshops auf dem Hochschulgelände
Am zweiten Tag der QBB-Schulung war das Gelände der HAWK Göttingen Schauplatz praxisorientierter Workshops, ebenfalls geleitet von Dozenten der Hochschule. Die
teilnehmenden Baumpfleger:innen aus QBB-Mitgliedunternehmen tauchten tief ein in die Praxis spezieller baumpflegerischer Arbeitsweisen. Der vereidigte Sachverständige und M. Sc. Lutz Hoffmann vermittelte Strategien zur zuverlässigen Berechnung von Kronensicherungen. „Ich habe versucht, die Teilnehmenden zu motivieren, die ZTV Baumpflege immer noch einmal kritisch und kreativ zu durchdenken, um so bestimmte Vorgaben gegebenenfalls zu optimieren. Denn Vorschriften halten sich an allgemeingültige Annahmen, während der konkrete Fall immer auch die Denkfähigkeit und das Wissen desjenigen voraussetzt, der in Baumkrone hängt und die Kronensicherungen optimal einbauen muss“, sagte Hoffmann.
M. Sc. Pit Schumacher gab unter dem Workshoptitel „Tatort Bau(m)stelle“ Handlungsempfehlungen für die praktische Umsetzung und Abwägung von Baumschutzmaßnahmen im Baustellenbereich. Über die Habitate und Lebensweisen von Tieren an Bäumen informierte schließlich Professor Dr. Wolfgang Rohe: „Invasive Arten wie die Asiatische Hornisse und der Eichprozessionsspinner stellen Baumpfleger:innen vor große Herausforderungen. Die Anforderungen werden immer anspruchsvoller, daher ist es umso wichtiger, den Dialog zwischen Forschung und Praxis aufrechtzuerhalten“. Ein vierter Workshop, durchgeführt vom HAWK-Doktoranden Oliver Löwe ↗, zeigte anhand praktischer Beispiele die Möglichkeiten und Grenzen der Bodensanierung auf. „Wir sehen in den Städten immer mehr Bodenverdichtungen, aber der Boden wird selten als Lebensraum wahrgenommen, sondern eher als Trägermaterial. Ich möchte darüber informieren, was mit einer Bodenverdichtung einhergeht und was man für geringfügige Möglichkeiten hat, ihn vielleicht zu sanieren.“
Mitgliederversammlung: Vorstand in neuer Besetzung
Traditionell bildete die QBB-Mitgliederversammlung am Samstagnachmittag den Abschluss der zweitägigen Fortbildung. Die Teilnehmenden bestätigten im Zuge der Verbandswahlen den 1. Vorsitzenden Christian Draeger, Geschäftsführer und Gesellschafter der Kusche Baumdienst GmbH, im Amt. Zwischen den beiden weiteren Vorstandsmitgliedern fand ein Rollentausch statt: Martin Hüfner, geschäftsführender Teilhaber der Firma Hagen Baumpflege, wurde zum neuen 2. Vorsitzenden der QBB gewählt. Das Amt des Schatzmeisters, das zuvor Hüfner innehatte, übernimmt künftig der vormalige 2. Vorsitzende Simon Klapper, Geschäftsführer der Baumpflege Bollmann Erftstadt GmbH.
Als neues ordentliches Mitglied nahmen die QBB-Mitglieder die Firma Kusche und Dremel GmbH in die Qualitätsgemeinschaft auf. Außerdem standen aktuelle Themen wie die mögliche Gründung einer zweiten Baumpflege-ERFA Gruppe unter dem Dach der QBB sowie ein Rückblick auf das aus Sicht der QBB sehr erfolgreichen Meet&Greet bei den Deutschen Baumpflegetagen auf der Tagesordnung.
(Antje Kottich)
(Antje Kottich)