Paraguay: Die Umweltproblematik nimmt zu
93 Prozent des gerodeten Waldes in Paraguay erfolgte für die Produktion von Rohstoffen wie Rindfleisch, Soja und Holz.
Foto: Base-is
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(25.3.2023) Es mag seltsam klingen, in einem und demselben Zeitraum und Gebiet mit Dürren und gleichzeitig mit Überschwemmungen zu tun zu haben. Aber da die Tendenz meteorologisch gesehen inzwischen zum „Seltsamen“ oder „Anormalen“ geht (es wird sogar immer normaler), ist es notwendig, die Radikalität und Alltäglichkeit dieser Phänomene zu verstehen und sichtbar zu machen.
Über die sozialen und ökologischen Auswirkungen hinaus, welche Überschwemmungen dieser Art verursachen, ist es notwendig, die Dringlichkeit, mit denen die verschiedenen Auswirkungen des Klimawandels im Land zu behandeln sind, sichtbar zu machen. Paraguay, das für die vielfältigen Auswirkungen des Klimawandels in Südamerika am anfälligsten ist, braucht hocheffiziente, drastische, aber vor allem dringende Maßnahmen.
Es ist so einfach: mehr Abholzung, mehr Moskitos, mehr Krankheiten
Eine starke Abholzung in sehr kurzer Zeit kann unendlich viele soziale und ökologische Auswirkungen auslösen. In diesem Sinne ist es besonders wichtig darauf hinzuweisen, dass dieses Phänomen weit über die Frage der Aufnahme oder Emission von Treibhausgasen hinausgeht (wie die Mächtigen der Agrarbusiness glauben lassen wollen), wenn mit einbezogen wird, dass innerhalb jedes Ökosystems mehrere „ökologische Funktionen“entwickeln werden. Durch Abholzung werden diese Funktionen radikal reduziert; in manchen Fällen sogar komplett eliminiert. Laut der Plattform Global Forest Watch entstanden 93 Prozent des Waldverlustes in Paraguay aufgrund von Aktivitäten für die Produktion von Rohstoffen wie Rindfleisch, Soja und Holz.
Anders gesagt: durch Abholzung (egal welches Ökosystem abgeholzt wird) gehen viele dieser Funktionen der Ökosysteme verloren, was zu großen Ungleichgewichten führt. Ein konkretes Beispiel: die einheimischen Wälder (in Paraguay gibt es noch mehrere Sorten davon), die Lebensraum für Organismen wie verschiedene Arten von Moskitos sind. Ohne ihren üblichen Lebensraum sehen sich diese Organismen genötigt, eine neue Umgebung zu suchen, wo sie sich ernähren können.
Größere zerstörte Flächen als Argentinien
Paraguay hat zwischen 2001 und 2019 ca. sechs Millionen Hektar Wald verloren. Damit ist Paraguay nach Brasilien das Land mit dem zweitgrößten Verlust an Waldfläche in Südamerika, laut dem Satellitensystem Global Forest Watch (GFW). Obwohl es weniger Oberfläche hat, hat unser Land größere zerstörte Flächen als Argentinien, Peru oder Kolumbien. Wenn man diese nicht unbedeutenden Details berücksichtigt wird klar, dass sich das Staatsgebiet in einem Zustand maximaler klimatischer Verwundbarkeit befindet, da ein großer Teil des paraguayischen Waldes einfach nicht mehr existiert.
So gesehen ergibt die Zunahme von Moskitos in Staatsgebiet Sinn. Was uns niemand deutlich sagt, ist, dass das eine Zunahme von Krankheiten mit sich bringt, wie Dengue-Fieber und Chikunguya. Wir dürfen nicht vergessen, dass im Sommer 2019-2020, gerade vor Beginn der Pandemie, unser Land unter einer Dengue-Epidemie litt, die laut dem Ministerium für Gesundheit und Wohlstand (MSPBS) die größte in den letzten Jahrzehnten war.
Gegenwärtig leidet das Land unter eine Chikunguya-Epidemie, die laut Angaben des MSPBS in Oktober 2022 begann. Diese Krankheit ist in dieser Gegend nichts Ungewöhnliches, aber die Zahlen waren nie so hoch wie heute.
Die Umweltkatastrophen dürfen nicht normal werden
Der starke Anstieg der Fälle von Chikunguya und Dengue ist das eindeutige Ergebnis eines ökologischen Ungleichgewichts. Dennoch ist das nur eine Facette der verschiedenen Katastrophen oder Krisen, unter denen unser Land in den letzten Jahren leidet. In diesem Zusammenhang sei es daran erinnert, dass im Jahr 2019 in Paraguay etwa 70.000 Familien von Überschwemmungen betroffen waren. In genau jenem Sommer begann die erwähnte Dengue-Epidemie, kurz vor dem „Beginn der Coronapandemie.
Wird das alles berücksichtigt, hat die Bevölkerung Paraguays seit 2019 bis heute ununterbrochen unter ernsten ökologischen Krisen gelitten Von. Überschwemmungen und Dengue im Jahr 2019, gefolgt von einer Dürre in 2020 (die bis heute und parallel zum Coronavirus andauert) bis zum gegenwärtigen Höhepunkt der Chikunguya-Fälle zusammen mit Überschwemmungen in mehreren Regionen des Landes.
Angesichts dieser Realität ist es sogar fast obligatorisch, die Klima- und Umweltkrise als politischen Schwerpunkt zu betrachten. Im aktuellen Wahlkampf hört oder sieht man davon jedoch wenig bis nichts.
Eines ist hier klar und offensichtlich: Wir verdienen ein Leben ohne Angst oder Sorgen darüber, welche Umweltkatastrophe nächstes Jahr eintreten könnte.
(Guillermo Achucarro)