Klimakonferenz COP28
Der internationale Montreal-Vertrag sieht vor, 30% der Erde bis 2030 unter Schutz zu stellen. Foto: Sabine Löwer auf Pixabay
(11.12.2023) Die biologische Vielfalt spielt beim Klimaschutz eine wichtige Rolle – sei es, weil sie die Reflektion von Sonnenlicht reguliert oder weil sich vielfältige Ökosysteme nach extremen Klimaereignissen schneller erholen. Klimaschutz-Maßnahmen dürfen deshalb der Biodiversität nicht schaden, plädierte Dirk Karger von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL am Montag an der Klimakonferenz in Dubai.
Zum einen gibt es nicht nur für das Klima, sondern auch für die Biodiversität ambitionierte internationale Schutzziele: Beim Klima eine maximale Erwärmung von 1.5°C (Paris-Ziel), bei der Biodiversität der Schutz von 30% der Landfläche bis 2030 (Montreal-Ziel «30 by 30»).
Zum anderen sind Klima und Biodiversität eng miteinander verwoben. Beispielsweise reflektieren gemischte Wälder mehr Sonnenlicht als reine Nadelbaum-Wälder, die sich stärker erwärmen und dadurch mehr Wasser verdunsten. Stabile Klimabedingungen begünstigen Vielfalt, während die Vegetation das Klima über den CO2- und den Wasserkreislauf beeinflusst. Derartige Zusammenhänge erkundete das von der WSL geleitete, vom EU-Programm Biodiversa+ geförderte Projekt FeedBaCks ↗ mit Modellrechnungen. Die Erkenntnisse diskutierten nun Expertinnen und Experten aus Forschung und Zivilgesellschaft, darunter Tom Crowther von der ETH Zürich und Johan Rockström, Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, an der COP28 in Dubai in der Blue Zone, wo die offiziellen Verhandlungen stattfinden.
Das Fazit: Klimaschutz-Projekte müssen den Einfluss auf die Biodiversität berücksichtigen. Wenn beispielsweise für Biotreibstoffe Wälder gerodet oder Monokulturen für die CO2-Bindung angelegt werden, schadet dies nicht nur der Artenvielfalt. Es stellt auch zahlreiche Leistungen in Frage, die Menschen von natürlichen Ökosysteme erhalten – vom Naturgefahrenschutz über die Wasser- und Luftreinigung zur Erholungsnutzung.
«Der Verlust der Biodiversität ist oft unwiederbringlich, denn wenn Arten aussterben, kommen diese nicht zurück», sagt der FeedBaCks-Mitbegründer Dirk Karger von der WSL. «Klima- und Biodiversitätskrise müssen gemeinsam behandelt werden, um nicht noch mehr Arten durch den Klimaschutz zu verlieren als uns der rasche Klimawandel selbst schon beschert.»
Biodiversitätsfreundlicher Klimaschutz
Der Appell des Podiums an die Klimaschutz-Fachleute an der COP28 ist, dass sie die biologische Vielfalt beim Planen ihrer Massnahmen nicht vergessen. Ihr Verlust ist für Natur und Menschheit ebenso gravierend wie der Klimawandel, zumal sich Klima und Biodiversität gegenseitig beeinflussen. So kann der Verlust von Vegetation durch Brände oder Trockenheit das lokale Dürre-Risiko erhöhen.
Baum-Plantagen in Brasilien: Monokulturen sind anfälliger beispielsweise für Waldbrände oder Schädlinge. Foto: Pedro Henrique Santosa auf Unsplash
Aus Klimaschutz-Sicht mag es sinnvoll erscheinen, Monokulturen aus schnell wachsenden Baumarten anzupflanzen, um möglichst viel CO2 zu binden. Da aber Monokulturen viel anfälliger sind für Windwurf oder Schädlinge, besteht das Risiko, dass die Bäume schnell wieder absterben und das gebundene CO2 wieder and die Atmosphäre abgeben.
Diese Zusammenhänge erläutert die Projektleitung von FeedBaCks in einer Stellungnahme (Policy Brief), die den Politikerinnen und Politikern gedruckt und online im Rahmen der Podiumsdiskussion ausgehändigt wurde und dazu auffordert die unersetzliche biologische Vielfalt zu schützen und beim Klimaschutz miteinzubeziehen.
(Beate Kittl, WSL)
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