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Internationaler Tag der Biodiversität 2020
Arboristik-Baumpflege-Baumschutz
Veröffentlicht in Baum und Natur · Freitag 22 Mai 2020
Foto: Véronique Schmitt, Pixabay


(22.5.2020) Das Jahr 2020 sollte zum  politischen „Superjahr“ der Naturschutzpolitik werden. Doch Corona hat  beim so genannten Post-2020-Prozess die Pausetaste gedrückt. Die  Pandemie zeigt aber auch, wie wichtig natürliche Ökosysteme für die  menschliche Gesundheit sind – als Quelle von Krankheitenserregern, aber  auch als Teil der Lösung. Das betont Prof. Dr. Henrique Miguel Pereira  am heutigen Internationalen Tag der biologischen Vielfalt, dem 22. Mai,  mit dem Motto „Unsere Lösungen liegen in der Natur“.

Ein Kommentar von Prof. Dr. Henrique Pereira:
„2020  markiert das Ende der Dekade der Vereinten Nationen zur biologischen  Vielfalt. Die Weichen dafür wurden 2010 gestellt, als sich rund  zweihundert Länder in der japanischen Stadt Aichi unter der  Schirmherrschaft des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD)  trafen. Die Staatenvertreter legten damals 20 Ziele zur Verringerung des  Verlusts der biologischen Vielfalt fest, die sie bis 2020 erreichen  wollten. Im vergangenen Jahr zeigte der Globale Bericht des  Weltbiodiversitätsrates (IPBES), dass die von den Ländern in diesem  Jahrzehnt unternommenen Anstrengungen nicht ausreichen, um die meisten  der Aichi-Ziele zu erreichen. Daher wurde erwartet, dass 2020 das Jahr  sein würde, in dem sich die Länder auf eine neue Reihe ehrgeiziger Ziele  für das nächste Jahrzehnt einigen würden, das die Vereinten Nationen  bereits zur Dekade der Wiederherstellung von Ökosystemen ernannt haben.

Prof. Dr. Henrique Pereira. Foto: Silvio Bürger
Prof. Dr. Henrique Pereira. Foto: Silvio Bürger

Bessere Überwachung und besserer Schutz der biologischen Vielfalt kann helfen, weitere Pandemien zu verhindern

Die  COVID-19-Pandemie hat die Welt zum Stillstand gebracht und auch die  Erarbeitung der neuen UN-Biodiversitätsziele verlangsamt. In gewisser  Weise passt die Pandemie aber auch zum Thema dieses Superjahres. Die  ursprünglichen Wirte des Corona-Virus waren wahrscheinlich Fledermäuse,  die wohl auf chinesischen Wildtiermärkten, sogenannten „Wet Markets“,  ihren Weg zum Menschen fanden. Wir zerstören allerdings auch immer mehr  Waldlebensräume und dringen immer weiter in bisher unberührte Naturräume  vor. Dies erhöht die Übertragungswahrscheinlichkeit neuer  Infektionskrankheiten, was, wie sich gerade zeigt, in einer  globalisierten Welt leicht zu Pandemien führen kann. Ein besserer Schutz  der Lebensräume in den artenreichsten Regionen der Welt und eine  bessere Überwachung der biologischen Vielfalt und ihrer  Krankheitserreger können dazu beitragen, weitere Pandemien zu  verhindern.

Lock-down gibt der Natur mehr Raum – und uns einen Einblick, was Wiederherstellung von Naturlandschaften schaffen kann

Die  COVID-19-Pandemie hat uns für einen Moment auch gezeigt, was passiert,  wenn der Mensch sich zurückzieht und der Natur mehr Raum lässt. Weltweit  berichten Menschen, wie wildlebende Tiere in die Städte und andere vom  Menschen dominierte Lebensräume zurückkehren von Meeresschildkröten an  den Stränden Thailands bis hin zu Wild in europäischen Stadtgebieten.  Dies liefert uns einen Eindruck davon, was wir durch die  Wiederherstellung unserer Ökosysteme erreichen könnten. Ich hoffe, dass  wir uns dessen erinnern, wenn wir zum normalen Leben zurückkehren und  die UN-Dekade der Wiederherstellung planen.

Alter knorriger Baum im Wald
Die Erhaltung intakter Ökosysteme wie Wälder kann helfen, Pandemien zu verhindern. Foto: Oliver Thier

2020 ist kein verlorenes Jahr für den Schutz unserer Lebensgrundlage

Trotz  COVID-19 wird 2020 weiterhin ein Schlüsseljahr für die biologische  Vielfalt sein. Vielleicht jetzt sogar noch mehr. Die EU-Kommission hat  eine neue Biodiversitätsstrategie vorgestellt, eine Verpflichtung im Rahmen des Europäischen Grünen  Deals, um die Welt beim Übergang zu einer nachhaltigeren Lebensweise  anzuführen. Die Verhandlungen über die neuen globalen Ziele bis 2030  sind in der Open Ended Working Group der CBD in vollem Gange. Die  CBD-Vertragsstaaten sollten sich Anfang 2021 treffen, um diese neuen  Zielvorgaben für den Post-2020-Rahmenvertrag zu verabschieden. Und im  Juli wird die „Group on Earth Observations Biodiversity Observation  Network“ (GEO BON) ihre vierjährliche Sitzung abhalten, die diesmal dem  Monitoring der biologischen Vielfalt im Rahmen des Post-2020-Rahmens  gewidmet ist. Es bleibt zu hoffen, dass das Jahr 2020 die Welt auf einen  Weg bringen wird, auf dem sich die CBD-Vision eines „Lebens in Harmonie  mit der Natur“ erfüllen kann. In diesem Sinne: Lasst uns den  Internationalen Tag der Biologischen Vielfalt 2020 feiern.“

Hintergrund     
Prof. Pereira ist Leiter der Forschungsgruppe Biodiversität   und Naturschutz am Deutschen Zentrum für integrative   Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU).
(iDiv)


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