Extrem seltener Palpenkäfer nach Jahrzehnten wieder gefunden
Abb.: kes
(25.3.2023) Forscher der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) melden nach über 60 Jahren den Wiederfund eines holzbesiedelnden Käfers im Dürnbucher Forst südöstlich von Ingolstadt. Der nur etwa 1 mm große Käfer Saulcyella schmidtii sieht eher wie eine gelbbraune Ameise aus. Jetzt ging die seltene den LWF-Experten im Naturwaldreservat „Damm“ in die Falle.
In Mitteleuropa gibt es ca. 125 verschiedene Arten der Palpenkäfer (Gattung Saulcyella). Die widergefundene Art Saulcyella schmidtii ist so selten, dass es für sie noch gar keinen deutschen Namen gibt. Die letzten Nachweise in Bayern liegen schon über 60 Jahre zurück. 1957 wurde der letzte Käfer bei Haag in Oberbayern gefunden. Zuvor ist nur ein weiterer Fund bei Haidenburg in Niederbayern belegt. Wurde der kleine Käfer vielleicht in der Zwischenzeit nur übersehen? Das gilt als ausgeschlossen, denn die typische Form des letzten Keulengliedes der Fühler macht die Art für Käferkenner unverwechselbar und lässt ihn von anderen ähnlichen Arten der Palpenkäfer sicher unterscheiden.
Saulcyella schmidtii mag manchen Laien mehr an eine braune Ameise
erinnern als an einen holzbewohnenden Käfer.
Foto, L. Borowiec, Universität Wrocław
erinnern als an einen holzbewohnenden Käfer.
Foto, L. Borowiec, Universität Wrocław
Das seit rund 30 Jahren unbewirtschaftete Naturwaldreservat Damm wird vom Forstbetrieb Freising der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) betreut. Der Wald wird in der herrschenden Baumschicht von alten Kiefern und zunehmend vielen Buchen dominiert, die sich in den letzten Jahrzehnten auch stammzahlreich unter der Kiefer verjüngt haben. „Der Wiederfund zeigt, dass naturnahe Wälder auch heute in Mitteleuropa in mancher Hinsicht noch unzureichend erforscht sind und zum anderen Heimat für eine Vielzahl von seltenen Arten sein können, die dem menschlichen Auge zunächst verborgen bleiben“, so Markus Blaschke, Experte für die Naturwaldforschung an der LWF.
In Deutschland wurden in den letzten Jahren Vorkommen dieses Palpenkäfers nur vom Südrand des Sollings mit seinen ausgeprägten Buchenwäldern im Weserbergland, dem „Faulen Ort“ einem berühmten Naturschutzgebiet in Brandenburg, sowie einer weiteren Fundstelle in Brandenburg und zwei weiteren Funden aus dem angrenzenden Nordosten Sachsens bestätigt. Der Käfer ist nach der aktuellen Roten Liste für Deutschland als Rarität und als „extrem selten“ eingestuft, in Bayern sogar als vom Aussterben bedroht, da die letzten Artnachweise hier bereits so lange zurücklagen. Ökologisch ist bisher nur wenig über den Käfer bekannt. Er lebt offensichtlich in alten, morschen Laubbäumen und scheint eine Vorliebe für Bäume mit Ameisennestern zu haben und sich räuberisch von Milben zu ernähren.
(LWF)