Borkenkäfer vor Rekordjahr?
Foto: David Hablützel auf Pixabay
(16.7.2023) Den Wäldern droht die nächste Katastrophe: Expert:innen vom Julius-Kühn-Institut befürchten, dass 2023 der Borkenkäferbefall eine ähnliche Höhe erreicht wie 2021. Der Befall mit Borkenkäfern hat im vergangenen Jahrzehnt stark zugenommen. Im Jahr 2011 waren noch 18,4 Prozent des eingeschlagenen Schadholzes auf die Schädlinge zurückzuführen waren. 2021 war der Holzeinschlag zu 81 Prozent von Insekten verursacht.
Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, sind intensive Beobachtungen der Wälder notwendig. Damit bei der Eindämmung der Kalamität eine Chance besteht, ist es wichtig, den Befall vor den ersten Schwärmflügen zu entdecken. Diese starten in der Regel Mitte April. Die Geschwindigkeit des Erkennens sowie die schnelle Aufarbeitung und der Abtransport des Holzes aus dem Wald sind die entscheidenden Faktoren, um diese Dynamik zu unterbrechen. Doch selbst schnelles Handeln führt nicht immer zum Erfolg.
Hohe Temperaturen begünstigen Vermehrung
Die Witterungsbedingungen bestimmen weiterhin maßgeblich den Erfolg. In den vergangenen heißen Jahren konnten sich fast immer drei Borkenkäfergenerationen ausbilden. Borkenkäfer vermehren sich exponentiell. Aus einem einzigen Käferpärchen werden so über 100.000 neue Käfer. Drei Generationen bedeuten, dass in der ersten Generation ein Baum, in der zweiten Generation 20 Bäume und in der dritten Generation bereits 400 Bäume befallen werden. Bei Nichtauffinden oder Nichthandeln an der ersten Befallsstelle (ein Baum oder eine Baumgruppe) ist im August/September bereits ein Bereich so groß wie ein Fußballfeld befallen.
Da angesichts des aktuellen Trends nicht zu erwarten ist, dass der Befall zurückgeht, muss die Wissenschaft in diesem Bereich verstärkt forschen. Die Methoden der Wissenschaftler:innen reichen von Spürhunden über die Auswertung von Fernerkundungsdaten bis hin zu Pheromonfallen. Aktuell werden diese Methoden im Nationalpark Schwarzwald getestet: unter anderem sowohl in den unbeeinflussten Zonen (Kernzone) als auch in den Pufferzonen, um neue Erkenntnisse für die Bekämpfung auf bewirtschafteten Waldflächen zu erlangen.
Hintergrundinfo:
Die Überwachung und Bekämpfung der Borkenkäfer zählen zu den gesetzlichen Pflichten als Waldbesitzer:in. Die Forstbehörden empfehlen folgende Vorgehensweise:
Intensive Kontrolle auf frischen Borkenkäferbefall – erkennbar am braunen, kaffeepulverähnlichen Bohrmehl.
Umgehende Entnahme der frisch befallenen Bäume vor dem Ausfliegen der Käfer und Lagerung mit einem Mindestabstand von 500 Metern zum nächsten Fichtenbestand.
Die Länder bieten mit ihren Forstverwaltungen umfassende finanzielle und organisatorische Hilfe an.
(Sabine Krömer-Butz, SDW)