Nordostdeutschlands älteste Rotbuchen wachsen in der Rostocker Heide
Foto: Pixabay
Monitoring im bringt spannende Ergebnisse
(3.1.2023) In der Rostocker Heide wachsen offenbar die ältesten bekannten Rotbuchen Nordostdeutschlands. Das stellte sich bei einer Betriebsinventur im Stadtforstamt Rostock mit einem neu entwickelten Forstmonitoringsystem heraus. Das Monitoring lieferte u. a. Erkenntnisse über die Entwicklung des Holzzuwachses, die Kohlenstoffbindung und die CO2-Emissionen aus Waldböden.
Die drei Rotbuchen mit einem Stammdurchmesser von lediglich etwa 40 Zentimetern waren lange Zeit der Überschattung benachbarter Bäume und damit großer Lichtkonkurrenz ausgesetzt. Eine Untersuchung der Jahrringe mittels eines Zuwachsbohrers hatte Dickenzuwächse von zeitweise nur einem halben Millimeter je Jahr ergeben; die Anzahl der Jahrringe lässt auf das stattliche Alter von 360 Jahren schließen. Für die Wissenschaft bestätigt sich damit der „Zusammenhang zwischen langsamem Wuchs und hohem Maximalalter“.
Die Jahrringe lassen außerdem deutliche Zuwachssprünge bei erhöhtem Lichteinfall erkennen, etwa nach Entnahme benachbarter Bäume aufgrund starker Holznutzung nach dem zweiten Weltkrieg. Seither haben die drei Rotbuchen deutlich an Wachstum zugelegt – für die Wissenschaftler ist das ein Hinweis auf „die große Wuchsfreudigkeit der Rotbuche selbst in diesem hohen Alter“.
Dr. Tobias Scharnweber von der Universität Greifswald mit einer Jahrringanalyse vor den wahrscheinlich ältesten Buchen Nordostdeutschlands. Das im Vergleich zum eher unscheinbaren Durchmesser der Bäume erstaunliche Ergebnis dieser Analyse ergab ein Alter von ca. 360 Jahren. Foto: Stadtforstamt Rostock
Entdeckt worden waren die „Inkognito-Methusalems“ beim Einsatz eines neuen Forstmonitoringsystems, das in einem Forschungsprojekt entwickelt und ab 2019 im Rostocker Stadtforstamt Wiethagen als Pilotprojekt erprobt wurde.
Küstenwald-Böden speichern dreimal mehr Kohlenstoff als durchschnittlicher Waldboden
Zu den Ergebnissen des Monitorings in den küstennahen Wäldern der Rostocker Heide zählt auch die erfreuliche Erkenntnis, dass die Kohlenstoffspeicherung der staunassen Böden mit 40 Kilogramm je Quadratmeter fast dreimal so hohe Werte erreicht wie im europäischen Mittel.
Trotzdem waren 2019 und 2020 im zweiten und dritten Dürresommer nach 2018 auch die CO2-Emissionen aus den Böden in der Rostocker Heide deutlich angestiegen, was sich mit der eingeschränkten mikrobiellen Aktivität in den Böden während der Dürre erklären lässt.
Nachweisbar waren außerdem Wachstumseinbrüche aller Baumarten als Reaktion auf die extreme Trockenheit. Am empfindlichsten hatten die Rot- und Hainbuchenbestände der Rostocker Heide reagiert; der Bergahorn war etwas weniger betroffen. Als trockenheitsunempfindlichste Baumart hatte sich die Stieleiche erwiesen. Die an dem Projekt beteiligten Experten rechnen deshalb bei Häufung sehr trockener Wachstumsperioden mit einer Verschiebung der Konkurrenzverhältnisse zugunsten der Stieleiche im Küstenwald.
Außerdem entdeckten sie deutliche individuelle Unterschiede in den Klima-Wachstums-Beziehungen und in der Entwicklung der untersuchten Bäume, was auf die Möglichkeit genetischer Anpassung schließen lässt.
Mit dem neu entwickelten forstlichen Monitoringsystem lassen sich u. a. Klimaanpassungs- und Kohlenstoffspeicherfähigkeit von Waldbeständen darstellen. Zum Einsatz kommt es in mittleren und größeren Forstbetrieben. Dem Forschungsbündnis gehörten neben den Universitäten Rostock, Dresden und Greifswald auch die Ostdeutsche Gesellschaft für Forstplanung und das Stadtforstamt Rostock an. Die Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft und für Umwelt, Naturschutz nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz hatten das Vorhaben FOMOSY-KK über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. zwischen 2016 und 2021 mit Mitteln aus dem Waldklimafonds unterstützt.
(FNR)
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