30 Jahre Fachverband Baumpflege FvB
Die Mitglieder des Fachverbandes können ab sofort Drohnen zur Dokumentation ihrer eigenen Arbeit beim Fachverband ausleihen. In Grünberg wurden diese vorgestellt und intensiv ausprobiert. Foto: FvB/Banse
(17.9.2023) Vor 30 Jahren wurde der Fachverband ins Leben gerufen, mit der Vision, das Wissen und die Fähigkeiten in der Branche zu fördern und zu erweitern. In dieser Phase erfolgte der Wandel von der Ära der Baumchirurgie hin zur modernen Baumpflege. Seitdem hat der mitgliederstärkste Baumpflegeverband eine beindruckende Reise zurückgelegt und sich zu einer führenden Institution entwickelt. Der Verband setzt sich aktiv für eine kontinuierliche Verbesserung der fachlichen Standards in der Baumpflege und -planung ein.
„Wir haben seitdem viele fachliche Vorgaben u.a. in die ZTV- Baumpflege integriert und durch Regelungen zum Artenschutz, Baumfachliche Baubegleitung oder Empfehlungen für Baumpflanzungen mit auf den Weg gebracht", erklärte der Vorsitzende des Fachverbandes Baumpflege (FvB) Jörg Cremer bei der Mitgliederversammlung am 3. September 2023 in Grünberg.
„Viele Gemeinden vernichten immer noch Baumbestände und somit auch öffentliches Kapital durch fehlende Schutzmaßnahmen und falscher Pflege." Andreas Schulz knüpfte als Stellvertretender Vorsitzender an die Aussage des damals ersten Verbandsvorsitzenden Herbert Gessner an: „Nur eine unabhängige, staatliche Ausbildung gewährleistet ein hohes Niveau in der deutschen Baumpflege." Schulz plädierte eindringlich an die Notwendigkeit einer staatlich anerkannten Ausbildungsmöglichkeit für junge Menschen zu Baumpflegerin/Baumpfleger: „Im aktuellen Klimawandel können wir uns als Gesellschaft immer weniger leisten, Bäume frühzeitig zu verlieren, weil sie falsch gesetzt, gepflegt und nicht geschützt werden."
FvB: "Baumschutz als Leistungsposition mit aufnehmen"
Rainer Hilsberg erläuterte bei der Tagung des Fachverbandes Baumpflege FvB am 2. September 2023 den ca. 70 Teilnehmern einige aktuelle Rechtsprechung.
So ist auch einer kleinen Gemeinde zumutbar, fachkundiges Personal bei Baumkontrollen einzusetzen. Zum Thema Eichenprozessionsspinners (EPS) gibt es Urteile, dass Grundstückseigentümer grundsätzlich – außer im Wald - verantwortlich für die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners (EPS) sind und die Kosten der Bekämpfung keine unzumutbare Belastung sind.
Die Referenten der Tagung: (v.l.) Fachverbandsvorsitzender Jörg Cremer, Dr. Philipp Schönfeld, Pro. Dr. Wolfgang Rohe, Marc Wilde, Rainer Hilsberg und Jonas Heck. Foto: FvB/Banse
Ein neues Verfahren zur Bekämpfung des EPS ist derzeit im Zulassungsverfahren, berichtet Prof. Dr. Wolfgang Rohe, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), Göttingen. Dabei werden keine Schutzanzüge mehr benötigt, die Nester der Raupe müssen nicht mehr gesondert geborgen werden und Nützlinge werden geschützt. Nach der 2024 erwarteten Zulassung sind entsprechende Fortbildungen geplant.
Baumsachverständiger Öbuv. Dipl. Ing. Marc Wilde, Lengerich, stellte mit seinem Vortrag „Kreative Lösungen zum Schutz von Bäumen an Baustellen" die Problematik des u.a. Glasfaserausbaus und den damit verbunden Beschädigungen an Bäumen im öffentlichen Raum dar. „Wenn wir nicht konsequent den Wurzelraum der Bäume schützen, werden uns in den kommenden 5-10 Jahren zunehmend Bäume im Straßenraum umstürzen", so Marc Wilde. Er rät Kommunen und Gemeinden dazu, den Baumschutz auf Baustellen den privaten Bauträgern als Auflage vorzugeben, diesen als Leistungsposition mit in die Ausschreibung aufzunehmen und die fachgerechte Ausführung zu kontrollieren.
Den Einsatz des Georadars zur Ortung von Wurzeln, stellte Jonas Heck, Student an der HAWK Göttingen vor. Mittels elektrischen Wellen werden Wurzeln erkennbar und können so geschützt werden.
Eine Baumunterpflanzung mit Stauden kann Bäume vor Hundeurin, Bodenverdichtung und Austrocknung schützen, erläuterte Dr. Philipp Schönfeld, Nürnberg. Er stellte attraktive Kombinationen von Staudenanpflanzungen und Einsaaten vor. Aktuelle Versuche werden voraussichtlich ab 2024 Mischungen für salzverträgliche Stauden hervorbringen.
Fachverband Baumpflege: Mitglieder schätzen praxisnahe Fortbildung
Die interne Fortbildung durch Exkursionen, Vorträge und Erfahrungsaustausch ist für die Mitglieder des Fachverbandes Baumpflege (FvB) entscheidend für ihre Mitgliedschaft. So beschlossen sie auf ihrer Jahreshauptversammlung am 3. September 2023 in der Bildungsstätte Grünberg die Umstrukturierung der Tagung ab 2024.
Statt einer Fachmesse werden neben der theoretischen Wissensvermittlung verstärkt praktische Umsetzungen erfolgen. Seit einigen Jahren bietet der Fachverband am Tag vor der Tagung Lehrgänge an, in diesem Jahr „Unterweisung und Beauftragung der Bediener von Hubarbeitsbühnen".
Viele Lehrgangsteilnehmer nutzten die Gelegenheit und nahmen anschließend an dem Fachverbandsseminar teil. Auch die engere Verknüpfung mit Studierenden der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), in Göttingen führt zu einem guten Austausch zwischen den Generationen. Der Fachverband bietet u.a. den Studierenden die Möglichkeit in Kurzvorträgen ihre Facharbeiten vorzustellen, sponsert die HAWK-Abschlussfeier und die HAWK-Klettermeisterschaften.
Auf den Erhalt mächtiger Bäume hat sich der Fachagrarwirt Martin Götz spezialisiert, der in mehreren hessischen Parks über 100-jährige Exemplare pflegt. Foto: FvB/Banse
Praxiserfahrungen vermitteln auch die Exkursionen des Fachverbandes. Fachagrarwirt Martin Götz erläuterte am 1. September im Schlosspark Kronberg, dass besonders die über 100jährigen Mammutbäume dort unter der Trockenheit und mangelnden Luftfeuchte leiden. Die extreme Trockenheit im Jahr 2018 führt bei Bäumen verzögert zu Trockenschäden bis hin zu einem langsamen Absterben.
Imposante, aber nicht mehr standfeste Bäume können eingezäunt so belassen stehen bleiben. Foto: FvB/Banse
Um nicht mehr standfeste, aber noch vitale Gehölze zu erhalten, werden Bäume im Kurpark Bad Nauheim eingezäunt statt abgesägt. So beeindrucken teilweise uralte Exemplare mit ihrer mächtigen Präsenz und auffällig häufigen Absenkern. Götz hat als Baumpfleger in beiden Parks das Ziel, die uralten Bäumen zu erhalten oder als Habitatbäume stehen zu lassen.
Die nächste Tagung des Fachverbandes findet vom 30. August bis 1. September 2024 in Grünberg statt.
(ZVG/FvB)
(ZVG/FvB)